Handyverbot bei Konzert

Problem verplombt, aber nicht gelöst

von Redaktion

STEFAN SESSLER

So weit sind wir also schon: Musiker Jack White lässt beim Konzert in München alle Smartphones verplomben. Der Rockmusiker will die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Fans. Das ist sensationell spießig und übergriffig. Der Rock’n’Roll ist schon oft gestorben, aber an diesem Samstag wird noch eine Kerze aufs Grab gesetzt.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite heißt digitale Überreizung. Wir schauen jeden Tag hundert Mal aufs Smartphone, als ob die kleinen, schlauen Maschinen zu unserem Körper gehören wie Hand und Fuß. Aber es gibt zu wenige eingespielte Umgangsformen, wie man sich mit dem Smartphone verhält. Was sich gehört – und was nicht. Das Problem betrifft alle Generationen. Wenn jemand bei der Begrüßung den Handschlag verweigert, ist der Affront offensichtlich. Wenn jemand anderthalb Stunden das Handy beim Konzert in die Höhe hält, nicht unbedingt. Doch beides ist ein Akt der Unhöflichkeit.

Was wir brauchen, ist ein unaufgeregter Umgang mit der Technik – und den Willen, grobe Grenzüberschreitungen viel öfter anzusprechen. Am Küchentisch genauso wie im Konzertsaal. Ein lässiger, aber gleichzeitig verantwortungsbewusster Rockstar könnte beispielsweise in die Halle rufen: „Steckt die Dinger in die Hosentasche, sonst spiele ich nicht.“

Stefan.Sessler@ovb.net

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