„Die EU wurde gebildet, um uns auszunutzen“

von Redaktion

US-Präsident Donald Trump positioniert sich in einem erstaunlichen Interview gleich zu mehreren Themen neu

Washington – Es war das wohl bizarrste Interview seiner Amtszeit, das Donald Trump am Sonntagabend der Moderatorin des Sender CBS gab. Ein Interview, das auch Trumps Sinneswandel in einem wichtigen Bereich zeigt: Der Frage des Klimawandels und der globalen Erwärmung. Hatte Trump bisher den „climate change“ als Scherz oder sogar Erfinding der Chinesen belächelt, so gab er nun ganz andere Thesen von sich. Die wichtigste: „Ich bestreite den Klimawandel nicht“. Dann kamen, typisch Trump, einige kuriose Einschränkungen: Die globale Erwärmung könne sich wieder zurück entwickeln. Und er wisse nicht, ob Analysen von Wissenschaftlern zuträfen, dass die Menschheit für dieses Phänomen verantwortlich sei. Wissenschaftler hätten doch eine politische Agenda, sagte der oft schwadronierende Trump – eine These, die unter den US-Republikanern weit verbreitet ist. Dass der Klimawandel auch die Stärke von Hurrikanen beeinflusse, ist für den Präsidenten unvorstellbar. „Man sagt, dass wir Hurrikane hatten, die viel schlimmer waren, als was wir gerade mit ,Michael‘ hatten.“ Auf die Nachfrage, wer denn „man“ sei, antwortete Trump: „Leute sagen“.

Dafür hat er keine Zweifel an der Ehrlichkeit von Kim Jong Un, den er im Sommer in Singapur traf und mit dem er nukleare Abrüstung praktizieren will, obwohl es mit der bei dem Gipfel vereinbarten Umsetzung weiter hapert. Ob er Kim vertraue? „Ich vertraue ihm, ja, ich traue ihm“. Und Wladimir Putin? Ob denn der Kreml-Chef in politische Attentate wie Giftanschläge verwickelt sei? „Vermutlich ja“, sagte Trump – mit einem kuriosen Folgesatz: „Vermutlich, aber ich bin von ihnen abhängig, es ist nicht in unserem Land“. Wer sich um eine Übersetzung dieses unpräzisen Präsidenten-Kauderwelsch bemüht, könnte hier enden: „Vermutlich“ sei Putin in diese Anschläge verwickelt. Aber man sei ja von den Russen abhängig, und die Attentate würden nicht auf amerikanischem Boden stattfinden. Was der Präsident mit seinem ominösen „abhängig“-Verweis meint, blieb unklar. Stattdessen nutzte Trump eine weitere Möglichkeit, Erkenntnisse zu relativieren. Russland habe sich wohl in die letzte Wahl eingemischt, sagte Trump. Aber China habe das auch getan.

Seinen Verteidigungsminister James Mattis („Er dürfte bald abtreten“) , der ihm Berichten zufolge einst sogar die Bedeutung der Nato erklären musste, hält Trump für eine Art Demokraten. Was blanker Unsinn ist, denn der Ex-General gilt als verteidigungspolitischer „Falke“, der einst deshalb von Barack Obama entlassen wurde, weil er die diplomatische Offensive Obamas gegenüber dem Iran als falsch bewertete. Auch die EU bekam einmal mehr ihr Fett weg. Sie sei nur gebildet worden, „um uns beim Handel auszunutzen“, so Trump. Und das sei, was sie getan hätte. „Niemand behandelt uns viel schlechter als die Europäische Union“. Dies klinge feindselig, bemerkte die CBS-Moderatorin. Was Trump dann zu dem Konter veranlasste: „Wissen Sie, was feindselig ist? Wie sie uns behandeln.“

Immerhin mag Trump mittlerweile die Nato. Wie so oft verbunden mit einem großen „Aber“. „Wir sollten nicht für fast die gesamten Kosten der Nato aufkommen, um Europa zu schützen. Und zusätzlich nutzen sie uns beim Handel aus. Das werden sie nicht mehr tun.“

FRIEDEMANN DIEDERICHS

Artikel 3 von 11