München – Intern hat die CSU für eine mögliche Koalition mit den Freien Wählern (FW) zwei rote Linien gezogen. Innen- und Finanzministerium werden nicht aus der Hand gegeben. Inneres, weil es ein Schlüsselthema für die CSU ist. Finanzen, weil der Minister alle Geheimnisse des Haushalts kennt, über jeden Euro mitredet. Beim Rest ist die CSU gesprächsbereit.
Als wahrscheinlich gilt, FW-Chef Hubert Aiwanger ein großes Ministerium zu basteln. Das Bau- und Verkehrsressort von Ilse Aigner wird praktischerweise frei, man könnte es durch einen Teilbereich Heimat ergänzen. Für FW-Generalsekretär Michael Piazolo, einen der Ruhigen und Klugen seiner Partei, sollte sich ein Ressort im Bildungsbereich finden. Hochschule wäre ohne Mühe zu räumen, CSU-Ministerin und Quereinsteigerin Marion Kiechle schaffte den Sprung in den Landtag nicht. Als drittes Ressort sind Wirtschaft – ein wohlklingendes, aber nicht machtvolles Ressort – und Justiz im Gespräch. Letzteres würde dann allerdings bei Florian Streibl landen, der in der Mollath-Affäre als Vizevorsitzender des U-Ausschusses mitunter übers Ziel hinausschoss und in Teilen der Justiz unbeliebt ist.
Eine Job-Garantie auf CSU-Seite haben noch keine Minister. Joachim Herrmann gilt für Inneres als gesetzt, allerdings droht ihm immer die Versetzung nach Berlin, sollte Horst Seehofer dort stürzen. Bernd Sibler dürfte Kultus behalten, Albert Füracker Finanzen. Michaela Kaniber (Agrar) und Marcel Huber (Umwelt) wackeln, falls ihre Ressorts an die Freien Wähler gehen. Ähnlich ist es mit Kerstin Schreyer (Soziales) und Melanie Huml (Gesundheit).
Ein großes Problem wird der Frauenanteil im Kabinett. Aiwangers Ministrable sind allesamt Männer, allenfalls die Europaabgeordnete Ulrike Müller könnte zurückkehren. Aiwanger erklärte am Montag etwas hilflos, bei gleicher Eignung könne man sich vorstellen, eine Frau einem Mann vorzuziehen. Ansonsten beließ er es bei der wenig überraschenden Feststellung, dass das Personal für die Regierung „schwerpunktmäßig aus der Fraktion“ kommen werde. Zu dieser gehört nun auch, das am Rande und vielleicht für den Hinterkopf, der Jurist und einstige TV-Richter Alexander Hold. cd/mfh