„Sehr viele Wählerinnen und Wähler hatten die CSU einfach satt, obwohl das Land wirtschaftlich boomt. Doch das aktionistische Kreuzaufhängen in den Amtsstuben hing ihnen ebenso zum Hals heraus wie das umstrittene Polizeiaufgabengesetz. Unerträglich war das Schauspiel, das der neue Ministerpräsident Markus Söder und CSU-Chef Horst Seehofer aufführten: Sie kämpften gegeneinander und veranstalteten daneben peinliche Schmuseshows. (…) Ein Gutteil dieser gewaltigen Wahlniederlage ist auf das Auftreten in Berlin zurückzuführen. Mal hü in der Asylpolitik, mal hott, und das über Jahre – es war einfach unerträglich.“
Der Standard (Wien)
„Es ist zu erwarten, dass wegen des schlechten Wahlergebnisses der Druck auf Seehofer wächst, den Parteivorsitz abzutreten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder scheint indes fest im Sattel zu sitzen, denn er hat die Parlamentsfraktion und wichtige Vertreter der CSU hinter sich.“
Lidove Noviny (Prag)
„In Bayern ist nicht, wie vorher von einigen befürchtet, die politische Mitte implodiert. Es hat keinen simplen Rechtsruck gegeben. Zu besichtigen allerdings ist eine dramatisch starke Erosion an der wohl letzten Partei in Deutschland, die sich mit vollem Recht als ,Volkspartei bezeichnen durfte. Die CSU beschreitet einen Weg abwärts, auf dem CDU und SPD bereits mit einigem Vorsprung unterwegs sind.“
Stuttgarter Zeitung
„Die bayerischen Grünen sind stärker geworden. Es ist das Verdienst der 33-jährigen Katharina Schulze, der Wahllokomotive der Partei. Die junge Politikerin hat nach 13 Jahren starrer Politik Angela Merkels die Chance, die deutsche politische Szene zu verjüngen. Schulze schaffte es, der AfD die Stirn bieten und zeitgleich zu traditionellen Wählern durchzudringen.“
Gazeta Wyborcza (Warschau)
„Monatelang heizte Parteichef Horst Seehofer von Berlin aus den Wahlkampf an, zoffte sich mit der Bundeskanzlerin. Das schadete seiner Partei. Die Art und Weise, wie der Konflikt geführt wurde, hat die Wähler in der Mitte verstimmt – diejenigen, die der Partei in den vergangenen Jahren zur absoluten Mehrheit verhalfen. Mit dem Ende der Koalition im Bund zu drohen, wirkte auf die gemäßigten Wähler nicht sehr erwachsen.“
Blick (Zürich)
„Ist es der letzte Akt der Volksparteien in Deutschland? Von der Wahl in Bayern geht die unmissverständliche Warnung aus, dass es große Umbrüche in der politischen Welt in Deutschland geben wird – sie ist nicht mehr der starre Motor auf der europäischen Bühne. Wolfgang Schäuble hat bereits diese großen Beben vorhergesehen, die von der Landtagswahl im reichsten Bundesland ausgehen werden. Kanzlerin Merkel ist geschwächt (…). Jetzt kommt Hessen dran, wo die CDU ironischerweise mit den Grünen regiert. Und in Umfragen sieht es nicht gut aus für (CDU)-Ministerpräsident Volker Bouffier. Wenn er verliert, wird der Druck auf Merkel steigen.“
Corriere della Sera (Rom)