Man kennt diese Grafiken nach Wahlen aus den USA: Die beiden Küsten im demokratischen Blau gefärbt, alles dazwischen fest in roter, also republikanischer Hand. Die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft, die mit Donald Trump immer größer wird, ist längst legendär. Neu ist, dass auch hierzulande die Kluft wächst – und zwar zwischen Stadt und Land.
In Wunsiedel, Rottal-Inn oder im Berchtesgadener Land liegt die CSU noch immer stabil über 40 Prozent. In der Münchner Innenstadt aber kommt sie kaum noch über 15, dafür votierten 45 Prozent in Haidhausen oder der Isarvorstadt für die Grünen. Diese Unterschiede sind spiegeln eine gesellschaftliche Entwicklung im Internetzeitalter wider: Die Lebensrealität der Menschen in den Städten (und ihren Speckgürteln) entfernt sich zunehmend von der in wirklich ländlichen Regionen.
Den sogenannten Volksparteien bereitet diese Diskrepanz zunehmend Probleme. Während die Freien Wähler mit ihrer konsequenten Politik für ländliche Themen erstaunliche Erfolge feiern, versuchte die CSU vergeblich den Spagat. 2014 hatte der Oberbürgermeister-Kandidat Josef Schmid versucht, die Christsozialen in München zur modern-liberalen Großstadtpartei zu wandeln. 2018 ist davon wenig übrig. Vielmehr droht sich das Problem zu verschärfen: Mit den Freien Wählern als Partner dürfte die CSU noch stärker auf die Landbevölkerung konzentrieren. Zumindest die Grünen in München dürfte das freuen.
Mike.Schier@ovb.net