Immer Ärger mit den Bayern. Da verpassen die Wähler der CSU endlich die Abreibung, auf die man besonders nördlich des Weißwurstäquators so sehnsüchtig gewartet hat – aber die Grünen, Lieblinge vieler Redaktionsstuben, kommen trotzdem nicht in die Regierung. Stattdessen die außerhalb des Freistaats als eher schrullig angesehenen Freien Wähler. Kein Wunder, dass manche Gesichter am Wahlabend etwas sauertöpfischer wurden, nachdem man die Söder-Pleite zunächst noch freudig beklatscht hatte.
Auch das ist eine Botschaft nach Berlin: Wenn Bayerns Wähler ein Hühnchen mit ihrer Staatspartei rupfen, heißt das noch lange nicht, dass sie werden wollen wie die übrigen Bundesbürger. In München wird die Regierung künftig gleich von zwei Parteien gebildet, die es anderswo in Deutschland gar nicht gibt. Markus Söder, der Experte für politisches Marketing, hat dafür bereits den Namen „Bayern-Koalition“ ersonnen. Und sein künftiger Partner, der Fuchs Hubert Aiwanger, lässt listig wissen, dass das Bündnis an überzogenen Forderungen seiner Partei nicht scheitern und die CSU schon anbeißen werde.
Und wie sie das tut! Für die CSU erweist sich der seinerzeit bejammerte Aufstieg der Freien Wähler im nachhinein als glückliche Fügung. Diese fungieren im bürgerlichen Lager heute als Auffangbecken für konservative Bürger, denen die CSU zu Merkel-treu und die AfD zu vulgär ist; das ist der Grund, warum die AfD im Freistaat weit hinter ihren Erwartungen zurückblieb. Bayern hat es eben besser – auch in dieser Hinsicht. Grünen-Chef Hartmann, der sich wegen des ausgebliebenen Anrufs von Markus Söder gestern im falschen Zug wähnte, muss sich nicht grämen: Den Grünen fällt immerhin die Rolle der schlagkräftigen Opposition zu. Der SPD bleibt nicht mal mehr das.
Georg.Anastasiadis@ovb.net