Dieser 14. Oktober wird in die Parteiengeschichte eingehen: Nicht nur wegen des Absturzes der CSU, sondern auch wegen der Wachablösung im linken Lager. Offensichtlich ist, dass die Grünen, wie in Baden-Württemberg, nun auch in Bayern die SPD klar überholt haben. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, was dahinter liegt. Obwohl das SPD/Grüne-Lager fast genauso groß ist wie 2013, hat es nicht nur eine Verschiebung zwischen beiden Parteien gegeben, sondern eine viele größere.
Der Absturz der bayerischen Sozialdemokratie folgt dem Beispiel vieler Schwesterparteien in Europa. Und doch hat er bayerische Besonderheiten: Denn in einem Wahlkampf, der überwiegend vom Unmut über GroKo, Merkel und Seehofer geprägt war, ging es weniger um konkrete Themen, eher um diffuse Stimmungen. Zorn und Unmut sammelten sich bei der AfD – auch Wähler von Genossen liefen über. Vom zweiten Gefühlsthema „Heimat“ profitierten neben Freien Wählern diesmal die Grünen.
Während die SPD nach rechts verlor, gewannen die Grünen also in der Mitte. Die Ökopartei hat im Wahlkampf sehr viel richtig gemacht: Man setzte auf ein frisches, unverbrauchtes Spitzenduo: Katharina Schulze versprühte zwar mehr Glamour und bekam mehr mediale Aufmerksamkeit. Ludwig Hartmann aber war der Mann, der mit Themen wie Flächenfraß und Bienensterben früh Schwerpunkte setzte, die bis weit ins konservative Lager hinein zogen. Beide bildeten eine Kombination, die immer besser funktionierte, je länger der Wahlkampf dauerte.
Umso weniger Esprit versprühte die SPD, die sich nie mit landespolitischen Themen positionieren und damit von der Berliner Krise befreien konnte. Von der in Berlin so oft beschworenen „Erneuerung“ der SPD bekam der Wähler auch ein Jahr nach der Bundestagswahl nichts mit. Stattdessen dominierten Streitthemen wie Hans-Georg Maaßen. Am Ende geriet die Partei in einen Abstiegsstrudel: Wo es keine Machtoption und kein Momentum gibt, macht kaum einer der 40 Prozent Spätentschlossenen sein Kreuz. Nun ist das Ergebnis historisch dramatisch.
Besonders auffallend ist die Wachablösung in den Städten. 2020 wird in München wieder ein OB gewählt. Sollte sich Katharina Schulze für eine Kandidatur gegen Amtsinhaber Dieter Reiter entscheiden, könnte es spannend werden.