Rinderspachers Rückzug

Wer unsichtbar ist, kann gleich gehen

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Nach herben Niederlagen wird Politik plötzlich ganz einfach. Dann müssen Köpfe rollen, und wer nicht öffentlich gelyncht werden will, geht von selbst. Markus Rinderspacher hat entschieden, nicht mehr als Fraktionschef der SPD anzutreten. Das ist ein respektabler Schritt, mit dem er, wie er schreibt, Mitverantwortung für das Wahldebakel übernehmen und der Fraktion einen Neuanfang ermöglichen will. Was, bitteschön, auch sonst?

Die Gründe für die historische Schlappe sind vielfältig. Sie sind teils im Bund zu suchen, aber ganz sicher auch in Bayern. Einer, der hervorsticht, ist die wahnwitzige Unsichtbarkeit der SPD – gerade in den letzten Wahlkampfwochen. Wer unsichtbar ist, kann sich auch gleich zurückziehen. Wenn man ehrlich ist, gilt das auch für die aktuelle Landesvorsitzende Natascha Kohnen. Rinderspacher hat es schlicht als erster begriffen.

Das wirft die Frage auf, wer es sonst machen soll. Gerade für die Parteiführung drängen sich keine Nachfolger auf. Klangvolle Namen wie Ulrich Maly oder Dieter Reiter winken ab, und auch das erzählt viel über den Zustand der Bayern-SPD. Wenn die Partei keinen Messias aus dem Hut zaubert, sieht die nahe Zukunft trist aus. Wobei: Selbst mit Heilsbringen (Martin Schulz oder Christian Ude) hat sie keine guten Erfahrungen gemacht.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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