Personaldebatte in der CSU

Für Eile ist es jetzt zu spät

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Die CSU ist in Teilen wunderlich. Im Sommer drohte Horst Seehofer überraschend und weitgehend grundlos, alle Ämter hinzuschmeißen, in einem zweitägigen Veitstanz wurde er zum Bleiben gedrängt. Jetzt hätte er als einer der Mitschuldigen am Wahldebakel wirklich alle Gründe zum Rücktritt, die Partei schiebt, schubst, sägt – er will aber partout noch im Amt bleiben. Plötzlich sorgt (ausgerechnet) er sich, mit zu viel Hektik dem Ministerpräsidenten in München die Arbeit zu erschweren. Ach! Solche Fürsorge hätte Söder gern früher erfahren.

Das verstehe, wer will. Trotzdem stimmt eines: Die CSU muss im Moment in keine Panikreaktion verfallen. Ob Seehofer gleich zurücktritt, im November oder erst im Dezember, ist nach der Landtagswahl nicht mehr entscheidend. Zeitgewinn kann sogar helfen, wenn die CSU sich klüger neu aufstellen will. Es darf nie mehr passieren, mit einer Doppelspitze in Wahlen zu gehen, die sich zutiefst misstraut. Und wenn schon Ämterteilung – die zweitbeste Lösung –, dann so, dass das die zuletzt zu monothematische Partei viel breiter repräsentiert. Sollten Söder und der politisch ganz anders tickende Manfred Weber ihre neue Harmonie wahren, klingt das zum Beispiel nach einer vernünftigen Option.

Kurzfristig wirkt es nun inkonsequent, von Neuanfang, Demut und Lehren zu reden, aber Söder, Seehofer, Fraktionschef Kreuzer und alle Parteimanager in den Ämtern zu halten. Ein schwung- und planvoller Neuaufbau ohne Tabus in einigen Wochen kann das jedoch heilen.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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