Freie Wähler in der Koalition

Aiwangers Ein-Mann-Betrieb

von Redaktion

MIKE SCHIER

Nein, natürlich hat die Entscheidung niemanden überrascht. Hubert Aiwanger und seine Freien Wähler haben sich Markus Söder zuletzt dermaßen offenherzig an den Hals geworfen, dass der Ministerpräsident quasi keine andere Wahl hatte, als sie den forsch fordernden Grünen vorzuziehen. Mittelfristig aber könnte sich die plötzliche Liebesheirat als kompliziert erweisen – was natürlich an Söder, aber auch an Aiwanger liegt.

Seit zehn Jahren führt der selbstbewusste Landwirt die Freien Wähler, deren Erfolg in allererster Linie auf seine Umtriebigkeit zurückzuführen ist. Das dicke ABER: In der Opposition störte sich kaum einer daran, wenn der Chef das bisschen Scheinwerferlicht für sich einforderte. Aiwanger – undogmatisch, unkonventionell und unterhaltsam, aber eben auch unberechenbar – gerierte sich als Alleinherrscher. Seit der Wahl ist er kaum noch zu bremsen. Mehrfach in dieser Woche durften die wichtigsten Parteifreunde wie Statisten bei der Pressekonferenz neben dem vor Kraft strotzenden Vorsitzenden stehen, kamen aber nicht zu Wort. Wie sollen sie unter solchen Bedingungen als selbstbewusste Staatsminister oder als Fraktionschef den Freistaat regieren?

Aiwanger betreibt eine mindestens ebenso große Ich-AG wie Söder. Beide machen ihre Pläne, Projekte und Politik am liebsten mit sich selbst aus. Wie beide in einer Koalition funktionieren, wird ein interessanter Feldversuch.

Mike.Schier@ovb.net

Artikel 11 von 11