Washington/Riad – Es war im US-Präsidentenwahlkampf im August 2016, als Donald Trump Sätze sagte, die ihm heute vorgehalten werden. „Saudi-Arabien und ich kommen großartig miteinander aus“, rief der Immobilienmogul damals vor jubelnden Anhängern im Bundesstaat Alabama. „Sie kaufen Wohnungen von mir. Sie geben 40 Millionen, 50 Millionen aus. Soll ich sie nicht mögen? Ich mag sie sehr.“
Inzwischen steht die Führung in Riad im Verdacht, den regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi ermordet zu haben – und offene Zuneigung wie einst Trump zeigt derzeit kaum jemand gegenüber dem Königreich. Trump fordert zwar Aufklärung in dem Fall und verwahrt sich gegen den Vorwurf, die Saudis in Schutz zu nehmen. Doch die USA wollen ihrem Verbündeten Saudi-Arabien noch einige Zeit einräumen, um die Vorkommnisse aufzuklären. Und die oppositionellen US-Demokraten haben darin nun ihre Chance erkannt.
Eine Gruppe demokratischer Senatoren fordert Trump und sein Firmenkonglomerat dazu auf, alle „finanziellen Verbindungen“ zu Saudi-Arabien offenzulegen. Viel Erfolg dürfte den elf Senatoren damit nicht beschieden werden, schließlich verweigert Trump bis heute die Offenlegung seiner Steuererklärungen.
Dennoch bringt die Forderung Trump unter Druck. „Öffentlichen Berichten zufolge hat die Trump-Organisation über Jahrzehnte Geschäftsbeziehungen mit der Regierung Saudi-Arabiens und Angehörigen der saudischen Königsfamilie unterhalten“, schreiben die Senatoren. „Finanzielle Interessenkonflikte“ könnten womöglich dazu führen, dass Trump nicht unbefangen über Sanktionen gegen Saudi-Arabien entscheiden würde – deren Prüfung US-Senatoren auch aus dem Lager von Trumps Republikanern fordern.
Trump versicherte zwar: „Fürs Protokoll, ich habe keinerlei finanzielle Interessen in Saudi-Arabien.“ Zumindest in der Vergangenheit war das aber anders. US-Medien zufolge machte Trump vor seiner Präsidentschaft Millionengeschäfte mit den Saudis: Demnach verkaufte er 2001 beispielsweise das gesamte 45. Stockwerk seines Trump World Towers in Manhattan an das Königreich.
Doch auch nach seiner Wahl zum Präsidenten soll Trump von den Saudis profitiert haben. Und auch seine erste Auslandsreise führt ihn: nach Saudi-Arabien.
Dort, in einem prunkvollen Saal voller Staatsgäste, wedelte der damalige Trump-Sprecher mit seinen Papieren und frohlockte mit einem breiten Grinsen: „Große Geschäfte!“ Auf den Zetteln waren Waffendeals und zivile Geschäfte vermerkt, für die Saudi-Arabien hunderte Millionen Dollar ausgeben wollte – darunter den mit 110 Milliarden Dollar größten Waffendeal der US-Geschichte.
Doch es ist nicht nur das große Geld, das Saudi-Arabien und die Trump-Regierung verbindet, sondern auch die persönliche Zuneigung. Denn Trump hat mit Jared Kushner einen Nahost-Beauftragten und Schwiegersohn, der zu Kronprinz Mohammed eine – wie es heißt – innige Freundschaft pflegt.
Auch in Deutschland bringt der Fall Khashoggi übrigens mächtige Männer in Erklärungsnot. Siemens-Chef Joe Kaeser steht in der Kritik, weil er seine Teilnahme an einer Investorenkonferenz nächste Woche in Riad noch nicht abgesagt hat – anders als beispielsweise der französische Wirtschaftsminister, der US-Finanzminister oder der britische Handelsminister. Die Wogen nicht gerade geglättet hatte Kaeser mit seiner Äußerung: „Wenn wir aber aufhören, mit Ländern zu reden, in denen Menschen vermisst werden, müsste ich zu Hause bleiben, weil ich mit niemandem mehr reden könnte.“ dpa