Solche Wahlkämpfer brauchen die Volksparteien! Einen SPD-Bundesfinanzminister Olaf Scholz, der jetzt auch noch die Arbeitslosenversicherung in Europa vergemeinschaften will, während die italienische Populistenregierung kalt lächelnd alle EU-Verträge bricht. Und einen hessischen CDU-Ministerpräsidenten Volker Bouffier, der die von der Autoindustrie betrogenen Dieselkunden mit Steuerzahlergeld entschädigen möchte.
Nun kann man lange räsonieren über den Niedergang der großen Parteien und die Gründe dafür. Aber wer wenige Tage vor einer (auch für die Parteichefinnen Nahles und Merkel) schicksalhaften Wahl wie der in Hessen solche Eigentore schießt, hat es nicht besser verdient. Demoskopen sagen SPD und CDU an Rhein und Main den Verlust eines Drittels ihrer Wähler voraus. Treffen die Prognosen ein, stürzt die CDU dort in einer Woche um über 12 auf nur noch 26 Prozentpunkte ab. Das wäre ein Ergebnis, das selbst die jüngste 37-Prozent-Havarie der CSU noch als weißblaue Wohlfühlpackung erscheinen ließe.
Via „Bild am Sonntag“ hatte Unions-Freund Bouffier die verzweifelt kämpfende bayerische Schwester ausgerechnet an deren Wahltag in einer Weise attackiert, die an Gemeinheit alles zuletzt Erlebte in den Schatten stellte. Jetzt, da für ihn der erhoffte Lohn an der Wahlurne ausfällt, dürfte sich in München das Bedauern über den drohenden Untergang der Hessen-CDU in Grenzen halten. Als im Freistaat der Himmel über der CSU einstürzte, fehlte es in der CDU nicht an Hinweisen, wer dafür zur Rechenschaft zu ziehen sei. Mal schauen, wer nach der Hessenwahl Verantwortung zu übernehmen bereit ist. Oder zeigen auch da wieder alle nur auf Seehofer?
Georg.Anastasiadis@ovb.net