Die SPD nach der Wahl

Es fehlt an Köpfen

von Redaktion

MIKE SCHIER

Wer sein Wahlergebnis halbiert, hat wenig Argumente auf seiner Seite: Das Abschneiden der Bayern-SPD bei der Landtagswahl hatte eine solch katastrophale Dimension, dass eigentlich nichts anderes als ein kompletter Neuanfang infrage käme. Dennoch sieht es nach der gestrigen Vorstandssitzung so aus, als bekäme Natascha Kohnen als Landeschefin eine zweite Chance. Die Entscheidung spiegelt die Verzweiflung der SPD wider: Die Genossen verfügen kaum über starke Persönlichkeiten.

Besonders eklatant ist der Mangel in der neuen Landtagsfraktion. Hinter dem abgetretenen Markus Rinderspacher und Kohnen tut sich eine große Lücke auf. Florian von Brunn gehörte in den letzten fünf Jahren zwar zu den wenigen Aktivposten, hat sich aber mit seinem Vorpreschen vergangene Woche keine Freunde gemacht. Ein glücklicher Start wäre das nicht. Zudem scheint nur schwer vorstellbar, dass ein Führungsduo Kohnen/von Brunn harmonisch funktionieren könnte. Nur: Wer sollte die Fraktionsführung denn sonst übernehmen?

Ein Aufbruch sieht anders aus. Auch im Landesverband. Kohnen muss sich nun komplett hinterfragen: Ihr Wahlkampf war ein Flop. Dafür trägt sie mindestens ebenso viel Verantwortung wie ihr völlig unsichtbarer Generalsekretär Uli Grötsch. Wo waren denn die vielen Neumitglieder? Wer hat etwas von der Juso-Kampagne mitbekommen? Kohnens Verdienst war, die Reihen in der notorisch zerstrittenen SPD zu schließen. Der hohe Preis: Die Partei wirkte nicht kämpferisch, sondern betäubt.

Mike.Schier@ovb.net

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