Am Sonntag steigt die hessische Landtagswahl; erhofft werden Antworten auf wichtige Fragen. Hat das wohl bescheidene CDU-Abschneiden Folgen für Angela Merkel? Sinkt die SPD weiter? Platzt gar die Bundesregierung?
Ein anderer wichtiger Aspekt geht da fast unter. Denn wenn die Umfragen halbwegs richtig liegen, könnte die Wahl die Grünen in eine interessante Situation bringen. Bleiben sie in einem CDU-geführten Bündnis – zur Not à la Schleswig-Holstein mit der FDP als drittem Partner? Oder greifen sie nach dem Posten des Ministerpräsidenten – mit einer vielleicht knapp zu Stande kommenden grün-rot-roten Mehrheit?
Letztere Variante, also Tarek Al-Wazir zum zweiten grünen Ministerpräsidenten nach Winfried Kretschmann zu machen, wäre extrem gewagt – aus drei Gründen. Erstens: Viele Grünen-Wähler sind inhaltlich näher bei der Merkel-CDU als bei der Linkspartei, auch wenn diese sich in Hessen betont anschlussfähig gibt. Zweitens: Dass die geschundene SPD die Rolle als grüner Juniorpartner verlässlich ausfüllt, ist keinesfalls sicher. Drittens: Sollten die Grünen die Staatskanzlei übernehmen, würde das Grün und Schwarz deutlich und nachhaltig voneinander entfernen – obwohl die Grünen im Bund und in fast allen Ländern nur mit CDU/CSU die Chance auf eine Regierungsbeteiligung haben. Kurzum: Die kurzfristige Machtoption könnte der langfristigen empfindlich schaden.
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