Saudisches Königshaus unter Druck

von Redaktion

Der Fall Khashoggi entwickelt sich für Riad zum Image-Desaster

München – In der Affäre um den getöteten saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi erhöht sich der Druck auf das Königshaus in Riad immer weiter. Während bereits etliche einflussreiche Gäste ihre Teilnahme an einem heute beginnenden Wirtschaftsforum in der saudischen Hauptstadt abgesagt haben, bittet nun auch das Auswärtige Amt in Berlin den Botschafter des Königreichs zu einem Gespräch ins Ministerium. Die Unterredung sei „zeitnah angedacht“, hieß es. Dabei solle dem Botschafter die deutsche Position zu dem Fall dargelegt werden. Kanzlerin Angela Merkel hatte am Wochenende bereits erklärt, dass bis zur Aufklärung des Falls keine Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien mehr genehmigt werden.

Gleichzeitig untergraben immer neue Vorwürfe aus der Türkei die Versuche des Königshauses, Kronprinz Mohammed bin Salman von dem Fall zu distanzieren. Hartnäckig hält sich der Verdacht, dass er hinter der Tötung des unbequemen Kritikers steht. Denn die Erklärung Saudi-Arabiens, dass Khashoggi am 2. Oktober während eines Besuchs im Istanbuler Konsulat bei einer „Schlägerei“ getötet worden sei, trifft weltweit auf Skepsis, nachdem das Königreich mehr als zwei Wochen behauptet hatte, der Journalist habe das Konsulat lebend verlassen.

Befeuert werden die Zweifel durch – überwiegend türkische – Medienberichte, wonach Khashoggi im Konsulat gefoltert, getötet und in Stücke geteilt wurde. Auch die türkische Regierungspartei AKP hat gestern die Tötung Khashoggis im Istanbuler Konsulat seines Landes als einen „komplizierten Mord“ bezeichnet, der „auf blutrünstige Weise geplant“ worden sei. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat angekündigt, in einer Rede am heutigen Vormittag „die nackte Wahrheit“ zu dem Fall zu enthüllen. afp/dpa

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