Eine Weiche, ein Stellwerk, Personen auf dem Gleis oder auch nur ein simpler Böschungsbrand – irgendwo hakt es fast immer im großen Räderwerk der S-Bahn München. Jede Panne zeigt aufs Neue, wie gestern mal wieder, die Schwachstellen des öffentlichen Nahverkehrs auf. Auf die angekündigte große Söder/Aiwanger-Bayern-Koalition warten große Aufgaben, womöglich zu große. Um die Missstände dauerhaft zu beseitigen, müsste die Bahn in Oberbayern ausgebaut werden. Doch viele Projekte – sei es die viergleisige Erweiterung der S1, die dreigleisige der S4 oder die zweigleisige der S7 – sind über eine bloße Ideenskizze bisher nicht hinausgekommen. Allein auf Geld vom Bund zu warten, ist zu wenig. Wahrscheinlich wird für etliche Projekte eine bayerische Anschubfinanzierung notwendig sein. Und dann wartet ja auch das von Söder vor der Wahl versprochene 365-Euro-Jahresticket auf die rasche Umsetzung.
Die bisherigen Ankündigungen bieten indes eher wenig Anlass für Euphorie. Die Bayern-Koalition wurde ja auch nicht in der Großstadt gewählt, sondern auf dem Land, wo es drängendere Probleme als die Bahn gibt. Man darf wohl schon froh sein, wenn die Freien Wähler, bisher strikte Gegner des zweiten Stammstreckentunnels, diesem Projekt keine Steine in den Weg legen. Und jetzt wird mit der Verkehrsministerin Ilse Aigner nach nur sieben Monaten Amtszeit auch noch eine potenzielle Fürsprecherin weggelobt. Man wird sehen, wie viel die Koalitionäre am Ende für die Bahn übrig haben.
Dirk.Walter@ovb.net