Ein Vortragssaal für die Musikschule? Gerne. Geld für ein Artenschutzprojekt? Natürlich. Ein Kunstwerk fürs Landratsbüro? Kein Problem. Jahrzehntelang war im Landkreis Miesbach nicht die Frage, ob die Kreissparkasse sponsert, sondern in welcher Höhe. In Zeiten knapper Kassen zeigten sich Kommunen und Organisationen für jede Maßnahme, die sie nicht über den eng gestrickten Haushalt finanzieren mussten, dankbar. „Sie sind ein Segen für diese Gegend“, hieß es 2003 in einer Laudatio auf den Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden Georg Bromme.
Dass Segen und Fluch mitunter dicht beieinander liegen, macht der Untreue-Prozess deutlich, der an diesem Mittwoch vor dem Landgericht gegen Bromme, den früheren Landrat Jakob Kreidl (CSU) und weitere Sparkassen-Funktionäre beginnt. Er wird Einblick geben in ein teils wahnwitziges System von Geben und Nehmen. Er wird zeigen, welche Verflechtungen entstehen, wenn Machthunger und Hybris auf finanzielle Abhängigkeit treffen. Und er wird vor Augen führen, wie nahe Banken an den Abgrund geraten können, wenn jede Kontrolle versagt.
Die maßgeblichen Institutionen, ob Landkreis, Sparkassenverband oder Regierung, haben ihre Lehren aus dem Fall längst gezogen. Wenn jetzt – eigentlich Jahre zu spät – in allen Details die juristische Aufarbeitung anläuft, geht es zwar auch um Gerechtigkeit, in erster Linie aber darum, die einst Mächtigen endlich büßen zu sehen. Glücklich über die neuerlichen Schlagzeilen kann im Landkreis eigentlich niemand sein. Finanzieller Sumpf statt saftige Almwiesen – die Grüße aus dem Urlaubsparadies kamen schon mal behaglicher daher.
Stephen.Hank@ovb.net