Gruselig. Forscher aus Österreich haben kürzlich Mikroplastik im Stuhl von Probanden gefunden. Noch mal zum Verdauen: Plastik. In Menschen. Man weiß zwar noch nicht, was der Kunststoff im Körper anrichtet, ob er die Magenwand durchdringen und Schäden verursachen kann – oder ob er einfach wieder ausgeschieden wird. Aber die Sache zeigt doch: Wir vermüllen nicht nur den Planeten, wir vermüllen sogar uns selbst. Das sei schon mal all jenen entgegen gehalten, die nun über die Vorschriften-EU und ihr Strohhalm-Verbot jammern.
Es ist gut und richtig, dass die Parlamentarier in Brüssel nun so unsinnige Produkte wie Plastikrührstäbchen und Co. verbieten wollen. Auch die Beteiligung der Industrie an den Folgekosten der Verschmutzung ist sinnvoll. Insgesamt ist der Beschluss aber zu zaghaft, denn das Müll-Problem – das sichtbare wie das unsichtbare (Mikroplastik) – ist gewaltig. Es schreit nach radikaleren Schritten: Die Recyclingquoten müssten drastisch erhöht, Mikroplastik in Kosmetika verboten und Plastik- durch alternative Verpackungen ersetzt werden. Es ist ein Irrsinn, dass selbst die handgewässerte Zitrone aus dem Biomarkt oft nur plastikverpackt zu haben ist.
Wahr ist aber auch: Die EU kann die mächtige Schieflage nicht alleine beseitigen. Die Maßlosigkeit im Umgang mit Plastik ist ein globales Problem, das sich verschärft. Pro Jahr werden weltweit 360 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert, 2030 sollen es über 600 Millionen Tonnen sein. Strohhalme zu verbieten, mag ein symbolträchtiges Zeichen sein, ein Anfang. Mehr aber nicht.
Marcus.Maeckler@ovb.net