Wer Brüssel so richtig den Stinkefinger zeigen will, reist zu Putin. So haben es die Zyprer auf den Höhepunkt ihrer Schuldenkrise gemacht und auch die Griechen. Gekriegt haben sie außer warmen Worten nichts. Wie auch, der klamme Kremlfürst muss ja schon froh sein, wenn die wütenden russischen Rentner keinen Aufstand gegen ihn anzetteln. Auch Italiens Populisten-Ministerpräsident Conte, der gestern auf Betteltour im Kreml aufkreuzte, wird noch erfahren, dass die Rettung des Vaterlandes nicht aus Moskau kommt.
Auch wenn Roms Links- und Rechtsradikale gerade so tun, als könnten sie vor Kraft kaum laufen – am Ende werden sie um einen Haushalts-Deal mit der verhassten EU nicht herumkommen. Schließlich sind es nicht die Europäer, die den höchsten Preis zu zahlen hätten, wenn die Regierung Salvini/di Maio im Etatstreit mit dem Kopf durch die Wand will. Es sind die einfachen italienischen Bürger, die am stärksten unter dem Entzug des Vertrauens der Finanzmärkte und den darauf folgenden wirtschaftlichen Turbulenzen zu leiden hätten. Schon jetzt fressen die zuletzt drastisch gestiegenen italienischen Schuldzinsen einen beträchtlichen Teil der Spielräume wieder auf, die sich die Regierung durch die Ausweitung der Staatsausgaben zu verschaffen versucht.
Die EU tut gut daran, auf die immer hitzigeren Schmähungen aus Rom besonnen zu reagieren. Und kühl auf die Einhaltung der Regeln zu bestehen.
Georg.Anastasiadis@ovb.net