So ein Spektakel hat der Landtag lange nicht erlebt: Stundenlang rang die SPD-Fraktion gestern darum, wer ihr neuer Vorsitzender wird. Zwei Mal gab es ein Patt. Als endlich ein Chef gefunden war, düpierten ihn die Abgeordneten gleich wieder, indem sie seine Wahlempfehlung für die Vizeposten missachteten. Bei der anschließenden Pressekonferenz konnten sich dann weder der Fraktionschef noch seine Stellvertreter oder der Pressesprecher an die Wahlergebnisse erinnern. Absurd!
Viel schlechter kann eine Fraktion nicht in die Legislatur starten. Das gegenseitige Misstrauen war so groß, dass die beiden Kandidaten sogar gemeinsam auf die Toilette gingen, um den Kontrahenten nicht mit den stimmberechtigten Abgeordneten alleine zu lassen. Wie in einem solchen Umfeld konstruktiv und vor allem gemeinsam Opposition gemacht werden soll, erscheint rätselhaft.
Horst Arnold steht vor einer schweren Aufgabe. Bislang war er keiner, der der SPD besonderes Profil gab. Florian von Brunn wäre nach außen der tatkräftigere Kandidat gewesen. Aktuell scheint es aber dringlicher, die Lager in der Fraktion zusammenzuführen. Die SPD ist auf bestem Weg, sich in Selbstbeschäftigung zu verlieren.
Mike.Schier@ovb.net