Vatikanstadt – „Kirche zu sein bedeutet nicht, den Leuten von oben herab zu sagen, was Gott über sie denkt; sondern die Menschen zu begleiten, zuhören, helfen.“ So fasst Münchens Erzbischof Kardinal Reinhard Marx die Grunderkenntnis der vierwöchigen Beratungen zum Thema Jugend und Glauben zusammen, an der auch junge Laien teilnahmen. Dabei machte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz klar, dass es nicht nur um schöne Worte gehen könne: „Die Kirche selbst muss sich ändern, das betrifft auch unsere herkömmlichen Strukturen und Organisationsformen.“ Da sieht Marx durchaus Spielräume: „Jesus hat ja nicht selbst das kanonische Recht geschrieben.“
Angesichts des Skandalstrudels um Missbrauch und Vertuschung durch Kleriker war die Synode eine Chance. Eine offene und kritische Diskussion wünschte sich Papst Franziskus; nach Einschätzung von Beobachtern ist seine Rechnung aufgegangen. Wohl noch nie zuvor hat sich ein Weltbischofstreffen derart schonungslos mit den Problemen und Defiziten der Amtskirche auseinandergesetzt, berichten Teilnehmer.
Im Schlussdokument, um das die rund 300 Synodalen bis Samstagnacht ringen werden, dürften das Thema sexuelle Gewalt und Prävention breiten Raum einnehmen. Besonders die deutsche Sprachgruppe hat ein Bündel von Vorschlägen einfließen lassen. Als zweiter Schwerpunkt hat sich in den Beratungen die Rolle der Frau in der Kirche herauskristallisiert. Hierzu werden konkrete Schritte erwartet. „Wir wären töricht, ja geradezu verrückt, wenn wir als Kirche das Potenzial hochmotivierter und qualifizierter Frauen nicht für uns nutzen würden“, bekundete Marx mehrfach. Wer den Eindruck vermittle, in der Kirche übten Männer die Macht aus, brauche sich nicht wundern, wenn ihm die jungen Menschen in Scharen davonlaufen.
Frauen sollen, so der Papst-Vertraute, künftig auf allen Ebenen in Leitungsfunktionen vertreten sein. „Ich erwarte, dass hier nicht endlos rumgeredet wird, sondern dass konkrete Taten folgen.“ Er selbst gehe davon aus, dass der Papst ein Zeichen setzen werde. Ob damit auch das angesichts des Priestermangels vielfach geforderte, ständige Diakonat für Frauen gemeint sei? Marx antwortet nicht konkret; doch ein Dementi hört sich anders an. INGO-MICHAEL FETH