Nach gut zwei Jahren, in denen verhandelt und gestritten, Firmenteile verkauft und schlussendlich das Vorhaben genehmigt wurde, ist die Fusion der Gasehersteller Linde und Praxair perfekt. Ab Montag werden die Papiere der fusionierten Linde plc, einer Holding mit Sitz in Irland, an der Frankfurter Börse gehandelt. Die Notierung der Linde-AG-Aktie im Aktienindex Dax (zu dessen Gründungsmitgliedern Linde zählt) endet zeitgleich – und mit ihr ein Stück deutsche Industriegeschichte.
Das stimmt nachdenklich – zumal der Erfolg der Fusion noch lange nicht ausgemacht ist. Wirtschaftlich macht der Zusammenschluss, durch den ein neuer Weltmarktführer entsteht, nach wie vor Sinn – trotz hoher Auflagen der Kartellbehörden. Linde und Praxair mussten mehr Geschäftsanteile veräußern als zunächst geplant. Dennoch ergänzen sich die Firmen gut – es werden Synergieeffekte von rund einer Milliarde Euro pro Jahr erwartet.
Allerdings war der Weg von Anfang an steinig. Die Arbeitnehmer in Deutschland liefen Sturm gegen das Vorhaben. Ihre Sorge galt den Arbeitsplätzen, die lediglich bis 2021 per Betriebsvereinbarung gesichert sind, und der Mitbestimmung im Unternehmen, das künftig von einem Amerikaner aus den USA heraus geleitet wird. Keine guten Voraussetzungen für das, was nun ansteht: Aus zwei Firmenkulturen, die sich nicht allzu ähnlich sind, gilt es, eine zu schmieden. Ein leichtes Unterfangen ist das nicht. Und so bleibt ein Abschied mit gemischten Gefühlen.
Manuela.Dollinger@ovb.net