Riad/Istanbul – Im Fall des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi wird der Chefankläger Saudi-Arabiens am Sonntag in der Türkei erwartet. Er soll sich mit den türkischen Ermittlern austauschen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Freitag, Riad entsende Generalstaatsanwalt Saud bin Abdullah al-Muadschab in die Türkei. Die Ermittler seines Landes hätten neue Beweise in dem Fall gesammelt. Al-Muadschab wird demnach seinen türkischen Kollegen Irfan Fidan in Istanbul treffen. „Es ist nicht so, dass wir keine weiteren Informationen, weitere Dokumente in unseren Händen hätten“, sagte Erdogan.
Der türkische Präsident warf erneut die Frage nach dem Verbleib von Khashoggis Leichnam auf. Und an Riad gewandt fragte er: „Wer hat einen solchen Befehl gegeben?“ Die saudi-arabischen Behörden müssten sich erklären, um sich vom bestehenden Verdacht zu befreien.
Am Donnerstag hatte die saudi-arabische Generalstaatsanwaltschaft unter Berufung auf die türkischen Ermittlungen die Tötung Khashoggis erstmals als eine vorsätzlich geplante Tat bezeichnet. Die bis zu diesem Zeitpunkt von Riad verbreitete Version zu dem Todesfall besagte, dass Khashoggi während eines Besuchs des Konsulats in Istanbul bei einem „Faustkampf“ zu Tode gekommen sei. Diese Darstellung wird international angezweifelt. Erdogan spricht von einem „politischen Mord“. Die türkische Verlobte von Jamal Khashoggi hat nun die Bestrafung sämtlicher Verantwortlicher gefordert. Hatice Cengiz sagte dem Fernsehsender Habertürk: „Ich verlange, dass alle in diese Brutalität Verwickelten – von der niedrigsten bis zur höchsten Ebene – vor Gericht gebracht und bestraft werden.“
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat sich indes gegen einen Stopp der Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien ausgesprochen.