Berlin weist Erdogan-Kritiker aus

von Redaktion

Störung im Kanzleramt: Journalist muss Deutschland verlassen

Berlin – Deutschland weist zu Ende Januar den türkischen Regierungskritiker und Journalisten Ertugrul Adil Yigit aus, der durch eine Protestaktion im Kanzleramt für Aufsehen gesorgt hatte. Am Freitag habe er den Bescheid bekommen, sagte Yigit (60) am Sonntag. Er führt die Entscheidung auf seinen Protest während einer Pressekonferenz des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan mit Kanzlerin Angela Merkel in Berlin Ende September zurück.

Damals trug der in Hamburg lebende Journalist ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift „Gazetecilere Özgürlük – Freiheit für Journalisten in der Türkei“. Als es zu Unruhe kam, griffen deutsche Sicherheitskräfte ein und brachten Yigit aus dem Saal. Erdogan lächelte.

„Das hängt zusammen, anders kann es gar nicht sein“, sagte Yigit, der nach eigenen Angaben seit 36 Jahren in Deutschland lebt. Am Montag habe er einen Anwaltstermin, „denn gegen diese Entscheidung werde ich Schritte einleiten“. Schon im vergangenen Jahr habe er nach mehreren Verlängerungen seiner Aufenthaltsgenehmigung einen ähnlichen Bescheid bekommen. Damals habe der Chef der Hamburger Ausländerbehörde ihm versprochen, man werde eine Lösung finden, sagte Yigit. Nun werde einen Monat nach seiner Protestaktion im Kanzleramt die Verlängerung seines Aufenthaltstitels abgelehnt.

Regierungssprecher Steffen Seibert hatte das Vorgehen der Ordner während der Pressekonferenz im September verteidigt. „Wir halten es bei Pressekonferenzen im Kanzleramt wie der Deutsche Bundestag: keine Demonstrationen oder Kundgebungen politischer Anliegen“, schrieb er damals auf Twitter.

Nach dem gescheiterten Putschversuch 2016 hat die türkische Regierung Zehntausende angebliche Staatsfeinde, darunter Journalisten, festnehmen lassen.

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