SPD in der Krise

In der Abwärtsspirale

von Redaktion

MIKE SCHIER

So etwas nennt man wohl einen Flop. Just an dem Tag, an dem die CDU-Chefin ihren Rückzug und eine ganze Armada an möglichen Nachfolgern ihre Kandidatur ankündigten, an diesem Chaos-Tag also forderte SPD-Chefin Andrea Nahles das Ende aller Personaldebatten in der Union. Der Appell verpuffte in dem Moment, in dem er ausgesprochen wurde. Selbst mit ihrem Rücktritt stahl Merkel der taumelnden SPD noch die Show.

Die Hilflosigkeit der Genossen war am Montag fast zu greifen. Sie haben ja schon alles versucht: eine neue Chefin, einen neuen Generalsekretär, ein Erneuerungsprozess. Nichts davon hat frischen Wind erzeugt. Von Aufbruch keine Spur. Stattdessen bleibt die SPD in der GroKo gefangen, in die sie sich vor einem Jahr aus staatspolitischer Verantwortung hatte drängen lassen. Und allen ist klar: Würde man die Zusammenarbeit nun kündigen, wäre das Ergebnis bei Neuwahlen verheerend.

Das ist das kurzfristige taktische Dilemma, aus dem es fast kein Entrinnen gibt. Darüber hinaus müsste sich die SPD aber die ganz große Frage stellen. Was für eine Partei will sie eigentlich sein? Ob Migration oder Sozialstaat – die alte Strategie der Volksparteien, mehrere Flügel unter einem Dach zu vereinen, scheint kaum noch durchzuhalten. Wenn die SPD nicht untergehen will, braucht sie ein klares Profil. Und dazu die passenden Gesichter.

Mike.Schier@ovb.net

Artikel 11 von 11