Rupert Stadler ist seinen Posten los. Das hat dazu geführt, dass er nun dem Gefängnis entkam. Der Ex-Audi-Chef war der ranghöchste Auto-Manager, der im Zug des VW-Abgas-Skandals verhaftet wurde. Die über vier Monate hinter Gittern hat er sich selbst zuzuschreiben.
Stadler hat – obwohl er hätte ahnen können, dass er abgehört wurde – am Telefon mit dem Gedanken gespielt, einen Mitarbeiter kaltzustellen, der gegenüber Ermittlern ausgepackt hatte. Damit hat er der Justiz den Haftgrund Verdunkelungsgefahr auf dem Silbertablett serviert. Nach seinem Rückzug von der Audi-Spitze hatte er nicht mehr die Macht, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Damit war er freizulassen.
Es wird weiter ermittelt. Falls sich dabei die Position der Münchner Staatsanwaltschaft durchsetzt, wäre das Ergebnis eines der folgenschwersten Urteile der deutschen Rechtsgeschichte: Dann hätte Stadler – der unbestritten spät von den Betrügereien erfahren hatte – eine Bestrafung wegen Betrugs nur durch einen unverzüglichen Verkaufsstopp abwenden können. Das hätte zum Ruin des Unternehmens geführt. Man darf das für moralisch geboten halten, sollte sich aber über die Folgen im Klaren sein: Unternehmerisch folgerichtiges Handeln würde in Deutschland zum unkalkulierbaren Risiko.
Martin.Prem@ovb.net