Man dürfe die Menschen nicht länger mit Floskeln abspeisen, meinte Friedrich Merz bei seiner Rückkehr auf der politischen Bühne in Berlin. Da hat er völlig Recht. Jetzt muss die einstige und neue Lichtgestalt vieler Christdemokraten nur noch selbst dieser Anforderung gerecht werden – mehr jedenfalls, als bei seinem taktisch geprägten Comeback vor der Bundespressekonferenz. Beide Volksparteien – SPD wie CDU – leiden seit langem unter einer Art eierlegender-Wollmilchsau-Rhetorik, die Probleme nur noch beschreibt, statt Antworten auf sie zu geben. Mit entsprechenden Resultaten bei Wahlen.
Angela Merkel, die scheidende CDU-Chefin und Langzeitkanzlerin, war und ist eine Meisterin in dieser Disziplin. Ihre schon in der allerersten Regierungserklärung 2005 angekündigte und seither befolgte „Politik der kleinen Schritte“ mag für die Krisenjahre goldrichtig gewesen sein. In der heutigen umkämpften Zeit wirkt sie wie kompassloser Tagesgeschäft-Pragmatismus. In den Auseinandersetzungen mit den stärker werdenden Feinden der Demokratie reicht das nicht mehr aus, um Orientierung zu geben. So verfangen deren meist simple, in Stil und Inhalt inakzeptable Antworten zu leicht. Vom Habitus und seiner Erfahrung her hat Merz das Zeug, vom liberal-konservativen Standpunkt aus Klartext zu reden. Die wohl kommenden Regionalkonferenzen der CDU werden ihm die Bühne dafür bieten. Nutzt er sie nicht, wird es ihm ergehen wie dem tragischen SPD-Heilsbringer Martin Schulz.
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