AKK heißt nun: Abgrenzung, Kampf, Konzentration

von Redaktion

Rennen um CDU-Vorsitz: Saarländerin lobt Merkel und zieht Schlussstrich unter ihre Amtszeit

Berlin – Annegret Kramp-Karrenbauer will sich abgrenzen – und zugleich zusammenführen. Nicht laut, sondern ruhig. Nicht scharf, sondern sachlich, aber mit Spitzen garniert. Als die nur noch pro forma amtierende CDU-Generalsekretärin am Mittwoch ihre öffentliche Bewerbungsrede ums Parteierbe von Angela Merkel hält, ist ihr Auftritt nicht furios wie der von Friedrich Merz genau eine Woche zuvor – manche halten ihn sogar für etwas spröde. Doch die 56 Jahre alte Saarländerin hat drei Trumpf-Karten dabei.

AKK, wie sie in der CDU gerne genannt wird, sendet vor allem Botschaften in die eigene Partei: Sie habe ein Gespür für die CDU, bringe fast 18 Jahre Regierungserfahrung mit. Sie könne Landtagswahlen gewinnen und Regierungen führen. Das sei es, was die Mitglieder erwarteten. Friedrich Merz und Jens Spahn können das nicht vorweisen, ist gemeint. Und jeder in der CDU versteht es. 37 Jahre in der CDU, seit 2000 Ministerin in etlichen Ressorts, von 2011 bis 2018 Regierungschefin an der Saar.

Minutenlang spricht sie zunächst über Merkel. Die habe ja selbst „erklärt, dass ihre Ära, dass ihre Zeit als Parteivorsitzende zu Ende geht“. AKK versucht so den Spagat, sich abzugrenzen – und doch nicht zu wirken, als sei sie froh, dass die Kanzlerin endlich ihren Rückzug auf Raten eingeleitet hat. Sie weiß: In der CDU gibt es neben Merkel-Kritikern noch viele Anhänger der Kanzlerin, die will sie nicht vergraulen.

Eine solche Ära könne nicht beliebig fortgesetzt werden, aber rückgängig gemacht werden könne sie auch nicht. Damit auch jeder versteht, dass sie Merz und Spahn meint, die so klingen, als wollten sie die Regierungszeit Merkels am liebsten rückabwickeln, schiebt sie hinterher: Man stehe „immer, im Positiven und im Negativen, auf den Schultern seiner jeweiligen Vorgänger“.

In mehr als 40 Begegnungen habe sie bei ihrer „Zuhör-Tour“ „den Stolz der Mitglieder gespürt auf diese Partei“, aber auch ihren Frust gespürt – vor allem auf das, was die Koalition in Berlin aufgeführt habe, umwirbt Kramp-Karrenbauer ihre Partei. Sie signalisiert, wie nah sie an der Basis sei. Die vergangenen Monate habe die CDU als „bleierne Zeit“ erlebt: im Wahlkampf, der Regierungsbildung und auch in der Regierung. Es sind Worte der Distanzierung, auch von Merkel und dem Koalitionsstil.

Auch beim Thema Sicherheit grenzt sich die Kandidatin spürbar von Merkel ab. In den vergangenen Jahren sei das Sicherheitsgefühl genauso geschwunden wie das Vertrauen in einen starken Staat, gibt Kramp-Karrenbauer zu. Zwar habe es Schritte nach vorne gegeben, die reichten aber nicht aus.

Und die Kontrahenten? Die nächsten Wochen dürften „kein ruinöser Wettbewerb werden“, der die Partei am Ende spalte, warnt sie. Doch was dann kommt, kann Merz und Spahn kaum gefallen. Würde sie gewählt, wünsche sie sich, dass Spahn in seiner bisherigen Funktion nicht nur als Minister, sondern auch als Präsidiumsmitglied seine Sichtweise einbringe, sagt sie selbstbewusst. Und auch Merz solle doch bitte seine unbestrittene Expertise in die Partei einbringen – bei der Frage, wie ein Steuersystem im Zeitalter der Digitalisierung aussehe. Da habe Merz ja viel zu bieten. Wenn man es schaffe, „den Bierdeckel zur Seite zu legen“ und eine Steuer-App entwickele, „wäre das ein großartiges Angebot an die CDU“, sagt AKK süffisant. JÖRG BLANK

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