Außenminister Heiko Maas (SPD) muss sich bei der Bewertung von Wahlen in einem anderen Land qua Amt zurückhalten. Im Interview ist dennoch Freude über den Ausgang der „Midterms“ in den USA spürbar.
Freut Sie als SPD-Mitglied das Wahlergebnis? Die Demokraten erobern immerhin das Repräsentantenhaus.
Das Ergebnis verändert sicher die Machtdynamik in den USA. Was man neben den Mehrheitsverhältnissen sehen muss, ist: Viele Amerikaner haben bei diesen Wahlen ihre Stimme für die Werte abgegeben, für die Amerika immer stand: Diversität und Vielfalt. Jünger, weiblicher, moderner – so sind die Gewinner der Wahlen, besonders bei den Demokraten. Sie haben muslimische Frauen und Native Americans in den Kongress geschickt. Das sind die demokratischen Signale, über die ich mich freue. Das macht Hoffnung.
Rechnen Sie damit, dass Präsident Trump innenpolitisch nun auf seine Gegner zugeht, oder wird er seinen Konfrontationskurs verschärfen?
Zu glauben, dass die Situation nun einfacher wird, wäre in meinen Augen jedenfalls naiv. Demokraten und Republikaner werden Wege finden müssen, um konstruktiv zusammenzuarbeiten. In allen Demokratien funktioniert Politik am Ende nur durch Kompromisse. Davon wird am Ende auch maßgeblich die Außenpolitik der USA abhängen.
Besteht die Gefahr, dass Trump die Konfrontation nun dafür noch stärker außenpolitisch sucht?
Klar ist auf jeden Fall, dass wir die Amerikaner außenpolitisch weiterhin brauchen werden. Die Probleme, die unsere Welt in Atem halten, lassen sich ohne die USA nicht lösen. Wenn die Devise auf absehbare Zeit „America first“ bleibt, müssen wir reagieren. Ich sehe nur eine mögliche Antwort, und die heißt „Europe united“. Digitalisierung, Migration oder Klimawandel. Auf diese globalen Herausforderungen brauchen wir gemeinsame internationale Antworten. Wir werden nur noch dann eine Rolle spielen, wenn wir uns trauen, unsere Kräfte als Europäer noch viel stärker zu bündeln.
Interview: Werner Kolhoff