PRESSESTIMMEN
Nun hat Seehofer seinen Rücktritt angekündigt. Ob er wirklich geht, ist allerdings noch nicht gesagt. Zu oft schon hat Seehofer diesen Schritt angekündigt, zu oft schon wäre es an der Zeit gewesen. Zu oft ist es dann doch wieder anders gekommen. Überraschend wäre also dieses Mal daher vor allem der Vollzug der Ankündigung.
Seehofer konnte seinerzeit den CSU-Vorsitz behaupten, weil Söder nicht daran interessiert war – nicht, wie Söder tat, aus uneigennützigen Motiven. Es war abzusehen, dass sich das Risiko der Bayern-Wahl für den frischgebackenen Ministerpräsidenten nur minimieren ließ, wenn es einen zweiten Verantwortlichen gab, der für eine Wahlniederlage geradezustehen hatte. Wie es der unlustige Söder als lästige Bürde dargestellt hat, den Vorsitz „auch noch“ zu übernehmen, war das großartige Solo eines begnadeten Staatsschauspielers. Söder weiß genau, dass er nur so die bayerischen Zügel in der Hand halten kann.
Seehofer ist so fixiert auf die Idee, gegen Merkel Recht zu behalten, dass er unfähig ist, das zu tun, was die Union braucht: verlässliche, konservative Politik zu machen. Seehofer ist als Innenminister nicht nur unfähig, Krisen zu managen – er scheint sie regelrecht zu brauchen.