Regionalproporz in der Politik ist furchtbar provinziell. Außer natürlich, die eigene Region stellt keinen Minister, dann ist das ein Skandal. Ja, solche Widersprüche gehören zu einer Kabinettsbildung. Markus Söder hat nach Kräften versucht, sein Team regional auszubalancieren. Er setzt auch ehrlich an, den – peinlich – niedrigen Frauenanteil aufseiten der Freien Wähler auszugleichen. Das lindert das Unverständnis, warum ein kompetenter Fachpolitiker wie Umweltminister Marcel Huber rausfliegt, für manchen Langweiler aber noch Platz ist.
Jünger, etwas weiblicher, keine himmelschreiend falsche Berufung: ein guter Rahmen für Söders erstes auf fünf Jahre angelegtes Kabinett. Am Ende wird es auf drei Leitfragen ankommen: Lässt Söder den Ministern – anders als bisher – den Raum, sich mit eigenen Initiativen zu profilieren? Sind drei, vier von ihnen stark genug, aus ihren Themen was zu machen? Der junge Bauminister könnte dazu zählen, auch die Ressortchefinnen für Gesundheit und Familie. Maßstab war früher immer, dass Bayerns Minister bundesweit Profil haben sollen.
Vor allem wird spannend, wie Söder und sein Vize Aiwanger ihre Koalition steuern: Testosteronlastig, sich belauernd? Oder klug diszipliniert? Mit aufeinanderprallenden Alphatieren hat Bayern mäßig gute Erfahrungen.
Christian.Deutschlaender@ovb.net