München – Wer die FDP im Landtag sucht, muss in den Raum 401. Ein improvisiertes Großraumbüro. Die Einrichtung ist spartanisch, ein paar Tische, U-förmig angeordnet, wie man das bei Besprechungsräumen kennt. Vorne sitzt der Fraktionsgeschäftsführer an einem Laptop, daneben der persönliche Referent des Fraktionsvorsitzenden. Eine Abgeordnete bespricht sich mit zwei Mitarbeitern. Das war’s.
Mehr als einen Monat nach der Landtagswahl wird im Maximilianeum viel geräumt, viel umgezogen und noch mehr improvisiert. Neben der FDP hat auch die AfD für ihre Abgeordneten noch keine Räumlichkeiten. Aber immerhin gibt es nun einen Plan. Bislang residierten im Südbau des Parlaments SPD und Grüne – quasi der linke Oppositionstrakt im sonst eher konservativen Haus. Damit ist nun Schluss: Während sich die stark geschrumpfte SPD auf den zweiten Stock beschränken muss und die Grünen ihre Büros in den Etagen 4 und 5 einrichten, zieht dazwischen im dritten Stock die AfD ein. „Ob auf den Fluren des Landtags oder im Plenum: Begegnungen werden sich nicht vermeiden lassen. Wir werden hier eine professionelle Distanz pflegen“, sagt Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann.
Die FDP dagegen teilt sich mit CSU und Freien Wählern den Nordbau – und muss warten. Erst einmal bis die geschrumpfte CSU die Büros im 5. Stock räumt, dann ziehen die Freien Wähler vom Erdgeschoss unters Dach. Und erst wenn das abgeschlossen ist, dürfen die Liberalen als Nachmieter ins Erdgeschoss. „Man braucht schon ein wenig Geduld“, sagt Matthias Fischbach.
Fischbach, von Beruf Unternehmensberater, betreibt ein spannendes Projekt. Der Neuling ist eine Woche vor der Wahl 30 Jahre alt geworden. Den Landtag kennt er zwar ein bisschen, weil er früher als Vorsitzender der Jungen Liberalen öfter zu Besuch war. „Aber trotzdem habe ich mich jetzt schon zwei, drei Mal verirrt“, sagt er mit einem Schmunzeln. Die Partei hat ihn mit einer wichtigen Aufgabe ausgestattet: Als Parlamentarischer Geschäftsführer muss er aus dem Nichts eine Fraktion aus dem Boden stampfen.
Er fing bei Null an. Keine Mitarbeiter, kein Budget. Aber immerhin Kollegen mit Erfahrung: Drei saßen bereits einmal im Landtag, einer im Bundestag. Da konnte er sich Tipps holen. Inzwischen weiß er, wie viel Geld er ausgeben kann. Ein Personalplan ist aufgestellt, die Stellen ausgeschrieben. Während CSU und Freie Wähler den Koalitionsvertrag aushandelten, waren die Liberalen mit Orga-Fragen beschäftigt. „Die richtige inhaltliche Arbeit im Parlament beginnt ja erst, wenn die Ausschüsse stehen“, sagt Fischbach.
Morgen will der Landtag die Einteilung der neuen Ausschüsse beschließen – insgesamt sollen es 14 werden, mehr als bisher. Neu ist ein eigener Ausschuss für Bauen, analog zum im Frühjahr geschaffenen Ministerium. In der Regel sind die Ausschüsse spiegelbildlich zum Ressortzuschnitt der Regierung angeordnet. Die Ausnahme soll nun das Thema Digitalisierung bieten, das dem Ministerpräsidenten zwar ein eigenes Haus, dem Landtag allerdings keinen eigenen Ausschuss wert ist. FDP-Politiker Fischbach findet das „äußerst bedauerlich. „Das wird der Bedeutung des Themas nicht gerecht.“ MIKE SCHIER