Washington/Kairo – Angesichts neuer Erkenntnisse zur möglichen Beteiligung des saudischen Kronprinzen an der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi will die US-Regierung einen Bericht vorlegen. Er werde bis Dienstag veröffentlicht, kündigte US-Präsident Donald Trump an. In dem „umfassenden Bericht“ werde es auch darum gehen, wer die Tat veranlasst und wer sie durchgeführt hat.
US-Medien hatten zuvor berichtet, dass der Auslandsgeheimdienst CIA zu der Einschätzung gelangt sei, dass Thronfolger Mohammed bin Salman selbst die Tötung des Journalisten im Konsulat in Istanbul angeordnet habe. Dies sei das Ergebnis der Auswertung mehrerer Quellen, schrieb die „Washington Post“. Das Außenministerium betonte am Samstag, dass es noch keine abschließende Bewertung gebe.
Khashoggi war am 2. Oktober im Konsulat seines Heimatlandes Saudi-Arabien in Istanbul umgebracht worden. Er hatte dort Dokumente für seine Hochzeit abholen wollen. Unter immensem internationalen Druck gab Riad erst viel später den Tod des „Washington-Post“-Kolumnisten zu. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt hochrangige Regierungsmitarbeiter, eigenmächtig ein 15-köpfiges Spezialteam zur Ausführung der Tat geschickt zu haben.
Beobachter sehen darin den Versuch, Mohammed bin Salman zu schützen. Die Affäre hat ihn international in die Defensive gedrängt. Trump hingegen hatte bislang gezögert, gegen ihn vorzugehen. Dabei deutet eine Reihe von Hinweisen auf eine direkte Beteiligung des 33-Jährigen.
Etwa ein Telefonat, in dem der Bruder des Kronprinzen, Chalid bin Samlan, Khashoggi vorgeschlagen haben soll, die Dokumente im Konsulat in Istanbul abzuholen. Chalid bin Salman bestreitet das. Zudem hatten einige Mitglieder des Spezialteams direkte Verbindungen zum Kronprinzen. Experten und westliche Diplomaten halten es überdies für undenkbar, dass ein solcher Mord ohne das Wissen des mächtigsten Mannes in Saudi-Arabien stattfinden kann. » KOMMENTAR