Pflege-TÜV soll besser werden

von Redaktion

Neues Vorgehen bei Heimprüfungen geplant – Abkehr vom bisherigen Notensystem

Berlin – Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sollen bald aussagekräftige Bewertungen von Heimen bekommen. Das sehen Empfehlungen für einen neuen Pflege-TÜV vor, die Wissenschaftler im Auftrag des Gesetzgebers vorgelegt haben. Damit soll die tatsächliche Situation in den Einrichtungen erstmals realistisch erfasst und für alle verständlich dargestellt werden. Abgelöst werden sollen die umstrittenen Pflegenoten. Die Heime sollen voraussichtlich ab Herbst 2019 mit dem neuen Pflege-TÜV arbeiten, wie eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums am Montag in Berlin mitteilte.

Die bisherigen Heim-Bewertungen kranken vor allem daran, dass sie sich schwerpunktmäßig auf die Dokumentation der Heime stützen – also das Festhalten der Pflege-Arbeit in Unterlagen.

Bereits 2015 hatte der Gesetzgeber die Pflegeeinrichtungen, -kassen und Kommunen beauftragt, bis März 2017 ein neues Prüfverfahren zu entwickeln. Aber es gab immer wieder Verzögerungen.

Künftig soll konkret geschaut werden, wie gut die Pflege wirklich ist – zum Beispiel beim Erhalt von Mobilität und Selbstständigkeit im Alltag oder beim Vermeiden schwerer Stürze. Ergebnisse dazu sollen Heime erst einmal für alle Bewohner erfassen. Experten des Medizinischen Dienstes der Kassen sollen sich zudem durch Prüfungen in den Heimen ein Bild von jeweils bis zu neun Bewohnern machen. An erster Stelle soll laut Gutachten stehen, ob Bewohner den „Bedürfnissen entsprechend Unterstützung“ erhalten – nicht ob Konzepte der Heime sich eignen und wie diese organisiert sind.

Anstelle der Pflegenoten schlagen die Wissenschaftler ein völlig neues Bewertungssystem für die externe Prüfung vor. Die Ergebnisse der Heimprüfungen sollen dabei für 18 verschiedene Themen dargestellt werden. Darunter sind etwa die Unterstützung im Notfall oder ein Anwenden der vielfach kritisierten freiheitsentziehenden Maßnahmen – etwa Fixierung mit Gurten. Mit jeweils vier Kästchen soll dann etwa online darüber informiert werden, ob die Heime in den einzelnen Bereichen keine, moderate, erhebliche oder schwerwiegende Defizite haben.

Ergänzend sollen Menschen auf Heimsuche weitere Informationen zu Ausstattung und besonderen Angeboten der Einrichtung bekommen – vom Internetzugang über Gedächtnistraining bis zum Friseur.

Es wird erwartet, dass die in einem sogenannten Qualitätsausschuss versammelten Pflegeeinrichtungen, -kassen und Kommunen das Konzept noch vor Weihnachten so wie vorgeschlagen beschließen.

Erste Reaktionen fallen zwiespältig aus. Die Bertelsmann Stiftung und ihr Portal „Weisse Liste“, das bei der Online-Suche in Gesundheitsfragen helfen will, sehen einen „deutlichen Fortschritt“. Johannes Strotbek, Projektmanager der „Weissen Liste“ kritisierte aber, die Vorgaben zur Qualitätsdarstellung seien weder zeitgemäß noch verbrauchergerecht.

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