Berlin – Vor ein paar Tagen wurde der Riss, der durch die „Junge Alternative“ (JA) geht, so deutlich wie nie zuvor. Moritz Brodbeck, baden-württembergischer Landeschef der AfD-Jugendorganisation, gab bekannt, dass er und einige seiner Vorstands-Kollegen aus der JA austreten. Sie wollten schlicht nicht mehr mit jenen Mitgliedern in einen Topf geworfen werden, die der vom Verfassungsschutz beobachteten „Identitären Bewegung“ nahe stehen. Stattdessen kündigten sie schriftlich an, eine neue Organisation gründen zu wollen, eine mit „unzweifelhaft demokratischen Kurs“.
Nun könnte die Spaltung unmittelbar bevorstehen. Es geht aber nicht nur um einen Landesverband, sondern um die gesamte Organisation mit ihren rund 1800 Mitgliedern. Bei den weniger radikalen Kräften im Bundesvorstand gebe es Planungen, mehrere Landesverbände aus der JA auszugliedern und von der Partei als neue Jugendorganisation anerkennen zu lassen, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). So würden die radikalen Landesverbände ihre Anbindung an die AfD verlieren.
Der AfD-Bundesvorstand wird sich laut dem Bericht am kommenden Montag mit der Jugendorganisation befassen. „Es gibt die Möglichkeit, die JA oder einzelne Landesverbände von der AfD abzulösen“, sagte AfD-Vize Georg Pazderski. Der JA-Vizechef Nicolai Boudaghi aus Nordrhein-Westfalen betonte, die „rechtsradikalen Umtriebe“ in der JA hätten „ein Maß erreicht, das der AfD schadet“. „Und wenn die JA der AfD schadet, dann muss sie weg.“
Offenbar sind die Richtungskämpfe in der Organisation nach der Beobachtung dreier Landesverbände durch den Verfassungsschutz weiter eskaliert. In Bremen und Niedersachsen werden die JA-Landesverbände schon seit einigen Monaten vom Verfassungsschutz beobachtet. Anfang des Monats löste sich die JA Niedersachsen bereits auf. Der Bundesvorsitzende Damian Lohr sagte damals zur Begründung, der Landesverband habe nicht nur gegen die Bundessatzung verstoßen, sondern auch gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung.
Auch der frühere JA-Chef Markus Frohnmaier plädierte für einen Neuanfang. Die „Marke JA“ sei verbrannt, sagte der Bundestagsabgeordnete aus Schwaben. „Eine vom Verfassungsschutz beobachtete Jugendorganisation ist nicht attraktiv für junge Menschen.“ Die Partei müsse jetzt „konsequent reagieren“.
Zunächst müsse der Verfassungsschutzbericht ausgewertet werden, fügte Frohnmaier hinzu. Details über die Beobachtung im Südwesten lägen noch nicht vor. Der Verfassungsschutz könne „auch dafür benutzt werden, unliebsamen politischen Wettbewerbern zu schaden“.
Zunächst soll nun offenbar versucht werden, die am wenigsten radikalen Landesverbände der JA herauszulösen. Dazu zählen laut dem RND-Bericht die Verbände in NRW, Hamburg, Schleswig-Holstein, Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Landesverbände im Osten und Süden seien dagegen schon an Rechtsradikale verloren. afp/mmä