Trumps Stimme im Freistaat

von Redaktion

Es hat schon einfachere Zeiten für US-Diplomaten gegeben. Generalkonsulin Meghan Gregonis vertritt seit Juli die Trump-Regierung in Bayern. Ein Spagat zwischen freundlicher Diplomatie und einer harten politischen Agenda.

VON MIKE SCHIER

München – Meghan Gregonis hat ihre ganz eigene Art, die neue Heimat kennenzulernen. Am vergangenen Sonntag ging es wieder aufs Rad. Von München-Bogenhausen aus die Isar hinunter, dann kreuz und quer durch die Wälder. 51 Kilometer. „Es ist toll, wenn man die Alpen sieht – die Landschaft ist einfach atemberaubend“, sagt die 45-Jährige über die Ausflüge, die sie mit ihrem Mann unternimmt.

Unter der Woche verläuft es für die passionierte Radfahrerin Gregonis, die in den USA auch schon mehrere Rennen gewonnen hat, nicht immer so idyllisch. Seit Juli ist sie als Generalkonsulin die oberste Vertreterin der Vereinigten Staaten in Bayern. Um genau zu sein: die oberste Vertreterin Donald Trumps. Wie schwierig diese Aufgabenbeschreibung ist, musste ihr Chef, der Berliner Botschafter Richard Grenell, erfahren, als er kurz vor ihr in Deutschland ankam. Mit ein paar schnittigen Tweets und pointierten Interviews brachte er halb Berlin gegen sich auf. Inzwischen ist es um den Botschafter ruhiger geworden. Er hat offenbar seine erste Lektion gelernt.

Gregonis muss ihre Strategie nicht ändern. Im persönlichen Umgang ist sie sehr freundlich. Auf dem Oktoberfest glänzte sie stilsicher im Auftritt mit verschiedenen Dirndl-Varianten. Sie preist das Bier und die Wiesnhendl. Geht es aber an die harten politischen Fragen, die derzeit das deutsch-amerikanische Verhältnis bestimmen, spricht sie deutlich leiser und sehr nachdrücklich.

Die Agenda hat Donald Trump persönlich gesetzt. Weltweit muss sie inzwischen von US-Diplomaten vertreten werden, die weiß Gott nicht alle solche Trump-Fans sind wie Grenell. Meghan Gregonis forciert jedenfalls die gleichen Themen wie ihr Botschafter. Deutschland müsse endlich die Nato-Vereinbarung von Wales umsetzen und zwei Prozent seines Bruttosozialprodukts in die Verteidigung investieren. Deutsche Unternehmen sollten sich mit Investitionen im Iran zurückhalten. Deutschland solle von den Plänen der russischen Pipeline North Stream 2 ablassen. „Russland hat gezeigt, dass es Energie als politische Waffe einsetzt“, warnt sie ernst.

Gregonis’ Auftritt beim Besuch unserer Redaktion verdeutlicht den etwas anderen Ton im Verhältnis zwischen Deutschland und den USA, seitdem Trump an der Macht ist. Wobei man nicht übersehen sollte, dass es auch unter den Vorgänger-Präsidenten Ärger gab – was derzeit gerne vergessen wird: Unter George W. Bush wurde Deutschland im Zuge des Streits um den Irak-Krieg zum „alten Europa“ gezählt. Der charmante Barack Obama ließ die Bundeskanzlerin von der NSA ausspähen.

Gregonis nimmt es gelassen. „Ich habe unter drei verschiedenen Präsidenten gedient“, sagt die 45-Jährige, die am 10. September 2001 ihren Dienst als Diplomatin antrat. Einen Tag später veränderte sich die Welt. Sie arbeitete in Jerusalem, Bagdad, Rom und Riad. „Alle hatten verschiedene Ansätze.“ Jetzt vertritt sie eben die Trump-Agenda.

Ein Problem für das transatlantische Bündnis mag sie darin nicht erkennen. Im Gegenteil. „Die Beziehung ist so eng, wie sie immer war – wir arbeiten daran, dass sie sogar noch enger wird“, sagt Gregonis – und zählt auf: Mehr als 10 000 deutsche Schüler und Studenten beim Austausch. 4700 deutsche Unternehmen, die in den USA investieren. Allein BMW habe in Spartanburg (South Carolina) 70 000 Arbeitsplätze geschaffen. „Daraus entsteht eine unglaublich enge Verbindung – nicht nur der Firmen, sondern vor allem zwischen den Menschen.“

Und noch eine Entwicklung lässt aufhorchen. Die USA vergrößern ihr Truppen-Kontingent in Deutschland. Während unter Obama anfangs noch abgebaut wurde, hat Trump, der gerne gegen Nato und EU wettert, einem Ausbau zugestimmt. 1400 zusätzliche Soldaten kommen allein nach Bayern. Die meisten nach Grafenwöhr. Damit wächst die Zahl insgesamt auf rund 15 000.

Gregonis sieht es als Bestätigung für ihre These der engen Bindung. „Das ist ein großes Zeichen für unser Engagement in der Nato.“

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