Nein, mit hohen Spritpreisen hat das alles nichts mehr zu tun. Im Grunde waren sie von Anfang an nur ein Vorwand, der es der aus dem Nichts entstandenen „Gelbwesten“-Bewegung erlaubte, ihren Zorn auf die Straßen zu tragen. Das alleine bietet nicht mal Anlass zur Kritik, schon gar nicht in Frankreich, wo man Frust nicht lange in sich hineinfrisst. Problematisch wird es aber, wenn aus Protesten Randale werden, wenn – wie am Samstag in Paris – Autos brennen, Barrikaden gestürmt und Polizisten verprügelt werden. Das ist nicht mehr Ausdruck politischer Unzufriedenheit, das ist die pure Lust an der Gewalt. Rechts- wie Linksextreme feierten die Randale in den sozialen Netzwerken. Das sagt schon viel.
Es genügt aber nicht, nur auf die Idioten zu zeigen, die ohnehin nur Chaos wollen. Besonders beunruhigend ist, dass es ihnen gelungen ist, auch ganz normale Demonstranten anzustacheln. Sie suchten nicht das Weite, sie machten mit. Das zeugt von einer besonderen Qualität des Zorns. Zwar haben die „Gelbwesten“ bisher weder einen Kopf noch ein klares Ziel, sie sind reine Wut. Doch im Hintergrund träumen Extreme wie Jean-Luc Mélenchon und Marine Le Pen schon von einer Revolution und lauern darauf, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen. Die Wut der „Normalen“ spielt ihnen in die Karten.
Präsident Emmanuel Macron, der bisher fast teilnahmslos wirkt, muss zu all dem mehr einfallen als demonstrative Härte. Sonst war der Samstag nur ein Anfang.
Marcus.Maeckler@ovb.net