Mitleid wäre fehl am Platz. Wer weiß, wie der heutige VW-Chef Herbert Diess als Einkaufsvorstand bei BMW mit Lieferanten umgegangen ist, kann es als ausgleichend gerecht betrachten, dass Diess nun die andere Rolle einnimmt: Er kam als Bittsteller zu Donald Trump, der deutsche Autobauer mit Zöllen erpresst.
Wer in den USA verkaufen will, soll dort ein Füllhorn an neuen Jobs ausschütten. Es ist dem US-Präsidenten egal, dass alle deutschen Autokonzerne längst Fabriken in den Vereinigten Staaten haben. BMW liefert mehr Autos aus den USA nach Deutschland als GM, Ford und Chrysler zusammen. Trump will keinen gerechten Ausgleich, sondern das Maximum für sich – sprich: seine Wähler. Als Bau-Tycoon in zweiter Generation weiß er, wie man zum eigenen Vorteil Partner gegeneinander ausspielt. Unternehmen brauchen solche Deals. Im fragilen Gleichgewicht der internationalen Politik sind sie destruktiv. Wenn die Welt erst in Flammen steht, ist es zu spät für die Erkenntnis, dass man zu viel gezündelt hat.
Trumps Blutgrätsche gegen Investoren im eigenen Land ist auch töricht. Hochtechnologie beruht auf internationalem Austausch. Basis dafür ist Partnerschaft und Verlässlichkeit. Nur zwei Beispiele: Die Nasa wäre ohne Raketenmotoren aus München 1969 nicht auf dem Mond gelandet. Und groß angekündigte Weltraummissionen der USA wären ohne Raumfracht-Technologie aus Bremen zum Scheitern verurteilt. Die deutsche Seite war und ist klug genug, derlei Abhängigkeiten nicht an die große Glocke zu hängen. Für US-Präsidenten wäre es im eigenen Interesse ratsam, davon wenigstens zu wissen.
Martin.Prem@ovb.net