Hat das Spahn-Lager in Geheimabsprachen mit Annegret Kramp-Karrenbauer dem CDU-Heros Friedrich Merz den Dolch in den Rücken gestoßen? Gab es Tricksereien mit dem Mikro auf dem Parteitag? Die ins Kraut schießenden Spekulationen und auch das miese Wahlergebnis für den neuen Generalsekretär Ziemiak zeigen, wie schnell in der CDU der Rausch nach dem AKK-Sieg verfliegen kann, wie das Gift des Misstrauens die Partei zersetzt, wenn die neue Chefin nicht zügig beweist, dass es ihr bitterernst ist mit dem Neustart und der Abnabelung von ihrer Ziehmutter.
Will Kramp-Karrenbauer nicht früh in den Strudel eines katastrophalen Ergebnisses bei der Europawahl geraten, muss sie jetzt Fakten schaffen. Die Einbindung von Friedrich Merz ins Kabinett wäre ein Husarenstück. Es würde die tief enttäuschten Konservativen und die Wirtschaftsliberalen mit der neuen Parteispitze versöhnen und der CDU in der Wirtschaftspolitik endlich wieder Profil geben. Fragt sich nur, ob Merz mitspielt. Und auch die Kanzlerin.
Denn es ist ihr Amt, auf das Annegret Kramp-Karrenbauer bald zugreifen muss, genauer: nach der absehbaren Europawahl-Niederlage im Mai. Zögert die Saarländerin dann, wäre ihr Nimbus zerstört, der Neuanfang verstolpert. Die Kanzlerin mag, wie hie und da schwärmerisch zu lesen ist, in diesen Tagen befreit wirken von der Last der auf ihr ruhenden Partei-Erwartungen. Aber der bis oben hin mit schweren Steinen gefüllte Rucksack ist ja nicht weg. Schleppen muss ihn jetzt die Neue. Migrations-Chaos, Diesel-Frust, die sich eintrübende Wirtschaft: Für all das nehmen Partei und Wähler ab sofort sie in Haftung.
Georg.Anastasiadis@ovb.net