Top-Gefährder setzt sich ab

von Redaktion

Trotz amtlicher Aufsicht fuhr Halil D. mit dem Auto in die Türkei

Essen – Der als Top-Gefährder eingestufte Islamist Halil D. hat sich nach „Spiegel“-Informationen in die Türkei abgesetzt. Der aus Hessen stammende D. stand im Frühjahr 2015 im Verdacht, einen Anschlag auf ein Radrennen in Frankfurt geplant zu haben. Ein Gericht sprach ihn davon frei, verurteilte ihn jedoch wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz und Urkundenfälschung.

Im Januar 2018 kam D. frei, nachdem er zuvor für eine kurze Zeit in die Psychiatrie eingewiesen worden war. Zuletzt lebte er in Essen und stand unter Führungsaufsicht. Wie der „Spiegel“ unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, meldete sich Halil D. an einem Sonntagmorgen im November – wie jede Woche – entsprechend der gegen ihn verhängten Auflagen bei der für ihn zuständigen Polizeiwache in Essen. In der Nacht sei er jedoch mit seinem Auto in die Türkei aufgebrochen.

Der Staatsschutz habe später nachvollziehen können, wie Halil D. auf dem Landweg eine Grenze nach der anderen passiert habe. Die Polizei Essen habe die Ausreise bestätigt, so das Magazin. Der Verteidiger von Halil D., der Frankfurter Anwalt Ali Aydin, sagte, er wisse nicht, wo sich sein Mandant derzeit aufhalte. Dem Bericht zufolge flogen seine Frau und Kinder bereits vor Monaten in die Türkei.

D. galt als einer der gefährlichsten Islamisten in Nordrhein-Westfalen. Er war offenbar wiederholt Thema der Arbeitsgemeinschaft „Risiko-Management“ im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum in Berlin. Auf der Skala des Bewertungsinstruments Radar-iTE, mit dem Staatsschützer Gefährder beurteilen, habe er 19 Punkte erreicht, einer der höchsten Werte in NRW.

Das für den 1. Mai 2015 vorgesehene traditionelle Radrennen in Frankfurt war kurz vor dem Start wegen der Hinweise auf einen Anschlag abgesagt worden.

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