Die Gelbwesten waren jetzt also auch in München. Gut 100 Menschen kamen, demonstrierten gegen sozialen Kahlschlag und, nun ja, hinterließen keinen großen Eindruck. Nicht falsch verstehen: Natürlich will hier niemand Pariser Zustände mit brennenden Autos und Krawallen. Aber Eindruck kann auch anders entstehen, etwa durch den Grad der Mobilisierung. Man muss also festhalten: Das mit den Gelbwesten ging in München in die Hose – obwohl die linke Sammlungsbewegung „Aufstehen“ dazu aufgerufen hatte.
Korrektur: nicht obwohl, sondern weil. In Frankreich ist die Gelbwesten-Bewegung gerade deshalb stark, weil sie keinen organisatorischen Überbau hat. Sie ist in kürzester Zeit organisch gewachsen, aus einer Dynamik der Unzufriedenheit heraus. Sahra Wagenknecht, die Gründerin von „Aufstehen“, hat früh Sympathien für die Proteste gezeigt und sich wohl von den Zugeständnissen beeindrucken lassen, zu denen die Gelbwesten ihre Regierung drängten. Aber der Versuch, diese Dynamik einer Stadt wie München von oben überzustülpen, musste scheitern. Genau wie das Kalkül, der sonst stummen Bewegung „Aufstehen“ mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Trotzdem soll München nur der Anfang gewesen sein, in den nächsten Wochen sind Hamburg, Leipzig, Stuttgart und Düsseldorf dran. Aber darauf, dass diese Proteste in Deutschland Fuß fassen, deutet nichts hin. Es bleibt wohl beim versuchten Aufstand.
Marcus.Maeckler@ovb.net