Die Bahn, die Pendler in unserer Region haben es erst gestern morgen wieder erlebt, fährt auf Verschleiß. Marode Stellwerke, störanfällige Technik, veraltete Züge – und jetzt auch noch ein Milliardenloch, das im Bahnetat klafft. Zwar sind die Ausgaben des Bundes für Aus- und Neubau von Bahnstrecken auf einem Rekordniveau. Doch offenbar reicht das noch nicht. Es fehlen Milliarden, um überhaupt die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Geschweige denn, um ehrgeizige Neubauprojekte zu verwirklichen. Das ist durchaus symptomatisch für den Zustand der Infrastruktur in Deutschland. Die Bahn ist da nur ein Beispiel. Auch der Digitalfunk oder der Zustand der Straßen sind einer modernen Industrienation unwürdig. Mehr Geld aus dem Bundesetat ist unumgänglich.
Bahnchef Lutz hat seine Leute erst vor einigen Wochen mit einem Brandbrief aufgerüttelt, doch nun steht er plötzlich selber im Feuer. Rufe nach personellen Konsequenzen sind allerdings vorschnell – Lutz ist nicht einmal zwei Jahre im Amt. Er muss zwar schnell liefern. Aber man sollte ihn schon machen lassen statt mit Detailvorschlägen zum Konzernumbau Verwirrung zu stiften. Außerdem könnte die Politik mit gutem Beispiel voran gehen und den Aufsichtsrat endlich mit Fachleuten bestücken – statt mit abgehalfterten Politikern. Der Plan, den glücklosen Agrarminister Schmidt nach einer Karenzzeit in den Aufsichtsrat zu schicken, spricht Bände. Hoffentlich lässt sich wenigstens das verhindern.
Dirk.Walter@ovb.net