GEORG ANASTASIADIS
Ob das die Pein der Konservativen und Wirtschaftsliberalen in der Union lindert? In einen „Rat der Weisen“ will die CDU-Triumphatorin Annegret Kramp-Karrenbauer Berichten zufolge ihren unterlegenen Rivalen Friedrich Merz berufen, damit er dort bei der Neuausrichtung der Nach-Merkel-CDU mitarbeitet. Gemessen an den Erwartungen der Merz-Fans wäre das an der Untergrenze dessen, was an „Einbindung“ denkbar ist: genug, um den Eindruck eines Bruchs zu vermeiden, aber ziemlich wenig, um das Versprechen einer Erneuerung personell zu unterfüttern.
AKK versucht’s mit weißer Salbe gegen den Merz-Schmerz. Überzeugender wäre es, Merz anstelle des wenig strahlkräftigen Merkel-Getreuen Peter Altmaier als Wirtschaftsminister zu installieren. Oder ihn zum Verteidigungsminister zu machen, statt der glücklosen Ursula von der Leyen. Aber vermutlich verspürt Kramp-Karrenbauer wenig Lust, den Mann, den sie gerade unter Aufbietung aller Kräfte niedergerungen hat, zum Konkurrenten um die Kanzlerkandidatur aufzubauen. Dasselbe gilt für die Kanzlerin, die mit Merz ein Un-Verhältnis verbindet. Und immer noch rätseln Parteifreunde, was Merz selbst eigentlich will.
Auf Kramp-Karrenbauer ruhen weiterhin die argwöhnischen Blicke jener Parteifreunde und Wähler, die in ihr eine „Merkel light“ sehen. Das zeigt sich auch daran, dass die Überlegungen der Parteigranden fast ausschließlich um ihren knapp geschlagenen Konkurrenten kreisen, gerade so, als sei Merz der neue Nebenvorsitzende. Wer weiß: Vielleicht wird AKK nach einer verlorenen Eurowahl im Mai mit dem Umbau des Kabinetts das Signal nachliefern (müssen), das sie jetzt offenbar noch scheut.
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