Zehn Tage lang hat er geschwiegen, nur intern Gespräche geführt, sich privat wie öffentlich bitten lassen. Jetzt sagt Friedrich Merz großzügig das Offensichtliche: Erstens, dass er sich ein Ministeramt im Bundeskabinett zutrauen würde. Und zweitens, dass dies nicht in seiner Hand liege, sondern Sache der Kanzlerin sei. Er sagt dies mit Verweis auf ein „sehr gutes, vertrauensvolles Gespräch“ mit Annegret Kramp-Karrenbauer.
Mit seinem FAZ-Interview setzt Merz die Frauenfreundschaft zwischen Angela Merkel und Kramp-Karrenbauer einer gewaltigen Belastungsprobe aus. Die neue Vorsitzende, die Merz zur Wahrung des innerparteilichen Friedens unbedingt an Bord halten will, muss nun die Kanzlerin überzeugen, den alten Erzfeind ins Kabinett zu holen. Man kann sich das ironische Lächeln vorstellen, mit dem Merkel einen solchen Vorschlag goutieren dürfte.
In diesem Moment wird sich zeigen, ob und wie sehr sich die Machtverhältnisse in der CDU verschoben haben. Die Kanzlerin dürfte sich dem Wunsch von großen Teilen der Partei, Merz eine zentrale Rolle zu verschaffen, kaum entziehen können. Zugleich aber brächte eine Kabinettsumbildung eine Reihe neuer Probleme. Denn wer sollte für Merz weichen? Was sagen die Koalitionspartner dazu? Es wird noch ungemütlicher im Kanzleramt.
Mike.Schier@ovb.net