Globales Börsenbeben

Trumps Salami-Crash

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

Donald Trump hat einen neuen Lieblingsfeind. Es sind nicht die Chinesen. Auch nicht die deutschen Autobauer. Sondern die eigene Notenbank, die heute Abend zusammenkommt, um über die nächste Zinsanhebung zu entscheiden. Es sei „unglaublich“, zürnt der Präsident, dass die Fed an höhere Zinsen überhaupt denke, während „um uns herum die Welt explodiert“ und „Paris brennt“. Nun hat die Welt Donald Trump noch nie besonders interessiert. Nervös wird der Chef im Weißen Haus erst, wenn die eigene Börse wackelt, die er selbst oft genug zum Gradmesser für den Erfolg seiner Politik erklärt hat. Tatsächlich erleben Wall Street und in ihrem Sog alle Weltbörsen gerade einen Salami-Crash, dessen Ende nicht absehbar ist.

Schon richtig: Aktienbörsen mögen keine Zinsanhebungen, weil sie Anlagegelder in die Anleihenmärkte umlenken und Kurse unter Druck bringen. Trotzdem ist Trumps neue Twitter-Tirade ein dreistes Ablenkungsmanöver: Es ist sein Handelskrieg gegen China und die ganze Welt, der seit Monaten für Hagelstürme an den Finanzmärkten sorgt. Die US-Notenbank ist nicht bereit, ihre Geldpolitik in den Dienst des Präsidenten zu stellen und dessen Rambopolitik monetär abzusichern, indem sie die Geldschleusen öffnet, um für bessere Stimmung an den Märkten zu sorgen.

Die neue Front in Trumps Krieg gegen alle ist gefährlich: Je mehr sich Trump und die US-Notenbank befehden, desto mehr gehen die globalen Finanzmärkte in die Knie – bis hin zu dem Risiko, dass die Börsen-Turbulenzen auf die sich ohnehin stark abkühlende Konjunktur durchschlagen. Die Aktienbaisse zerrt an den Nerven vieler Bürger, die für ihr Alter vorsorgen wollen. Doch direkt hinter dem Crash lauert die Rezession. Und die träfe die Arbeitnehmer. Schon jetzt warnen Experten vor einer Pleitewelle vor allem in Deutschlands angeschlagener Autoindustrie.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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