Überraschungen enthält er nicht, innovative Zukunftsprojekte auch nicht. Der Koalitionsvertrag für Hessen liest sich eher wie ein „Weiter so“ in der Landespolitik. Genau das entspricht dem Wählerwillen. Zwar knapp, aber doch mit einer Mehrheit werden CDU und Grüne aller Wahrscheinlichkeit nach auch in den nächsten fünf Jahren gemeinsam das Land regieren. Viele bewährte Projekte werden weiterentwickelt, die Ziele werden aber ehrgeiziger.
Was viele Eltern freuen dürfte, ist das endgültige Aus für das umstrittene „Schreiben nach Gehör“ an den Grundschulen. Viele Mütter und Väter hatten mit Befremden in die Hefte ihrer Kinder geblickt, die angehalten worden waren, Wörter so zu schreiben, wie sie klingen – unabhängig von den Rechtschreibregeln. Das hat sich nicht bewährt, und jetzt ist endlich Schluss damit.
Insgesamt ist der Koalitionsvertrag ein Ausdruck der konstruktiven Zusammenarbeit der beiden Partner, die noch immer sehr unterschiedliche Parteien sind. Sie haben einen respektvollen Umgangsstil gefunden, aus dem Kompromisse erwachsen, in denen sich die Parteien eher wechselseitig ergänzen als den jeweils anderen Kröten schlucken zu lassen. Von perfekter Harmonie kann dennoch keine Rede sein. Der Dissens über die Anerkennung der Maghrebstaaten als sichere Herkunftsländer ist nun sogar schriftlich im Koalitionsvertrag fixiert. Er zeigt den ideologischen Graben, der CDU und Grüne noch immer voneinander trennt.
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