US-Soldaten verlassen Syrien

Unendlich verantwortungslos

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Der erste Dankesgruß kam von Wladimir Putin. Genüsslich lobte er den angekündigten US-Rückzug aus Syrien und spätestens da dürfte auch Trump-Fans gedämmert haben – hier stimmt was nicht. Die Sache ist klar: Trumps Alleingang ist ein Geschenk an Putin und den Iran, denen er endgültig das Feld in Syrien überlässt. Sie ist auch ein Geschenk an den türkischen Präsidenten Erdogan, der sich die lästigen Kurden – bisher US-Verbündete – vom Hals schaffen will. Die haben zwar maßgeblich zur Schwächung des IS beigetragen und tun das weiter. Aber was juckt’s den Volkstribun im Weißen Haus?

Auch nach zwei Jahren Trump macht die weltpolitische Verantwortungslosigkeit, die in all dem zum Ausdruck kommt, noch sprachlos. Traurigerweise ist sie aber auch konsequent. Regieren heißt für den US-Präsidenten am Ende immer: nach innen regieren, und zwar zum eigenen Vorteil. Er hat seinen Wählern versprochen, die Soldaten heimzuholen, also tut er es auch. Selbst zur Unzeit, selbst gegen den Rat der meisten Experten, wichtiger Minister und Parteifreunde.

Nein, der IS ist noch nicht endgültig besiegt, wie Trump behauptet. Er besteht im Untergrund fort und könnte sich in dem Vakuum, das die Amerikaner hinterlassen, wieder aufrichten. Überhaupt wird der US-Rückzug dazu führen, dass sich die Gewichte in der Region verschieben – neue Spannungen nicht ausgeschlossen. Aber die Amerikaner haben damit ja dann nichts mehr zu tun.

Marcus.Mäckler@ovb.net

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