FRIEDEMANN DIEDERICHS
Es war die Summe aller Trumpschen Provokationen: der Transgender-Bann im Militär. Der Schmusekurs gegenüber Saudi-Arabien. Und nun die Truppenreduzierungen in Syrien und Afghanistan, gegen den Willen von Verteidigungsminister James Mattis, der mit einem für Trump vernichtenden Brief seinen Abschied ankündigte. Das unkollegiale „Nur meine Meinung zählt“-Verhalten des Präsidenten ist ein Musterbeispiel dafür, wie man hochqualifizierte Mitarbeiter wie Mattis, seinen Ex-Stabschef John Kelly oder die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley verprellt. Niemand im Weißen Haus scheint mehr in der Lage, Trump zu beraten, zu kontrollieren oder, wie es Mattis versucht hat, ihm Vernunft einzureden.
Gleichzeitig drohen ein Stillstand der Regierungsverwaltung und ein weiterer Börsen-Kursrutsch. Addiert man die inzwischen 17 Untersuchungen gegen Trump und seine Organisationen dazu, sieht man einen Präsidenten in einer tiefen Krise. Donald Trump mag solche Bewertungen als „fake news“ bewerten. Doch der Eindruck verfestigt sich, dass für den oft irrational und impulsiv handelnden Präsidenten 2019 schwierig wird. Die US-Demokraten übernehmen die Mehrheit im Repräsentantenhaus, selbst unter Republikanern macht sich nach dem Mattis-Abgang so etwas wie Revolutionsstimmung breit.
Wie Trump sich aus diesem Dauerfeuer befreien will, erscheint inzwischen absolut rätselhaft.
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