Trump setzt Mattis jetzt sogar sofort vor die Türe

von Redaktion

Der „sehr talentierte Vize“ Patrick Shanahan wird ab Januar US-Verteidigungsminister

Washington – US-Präsident Donald Trump will Verteidigungsminister James Mattis früher als bisher geplant austauschen, nachdem dieser wegen Meinungsverschiedenheiten mit ihm seinen Rückzug angekündigt hatte. Trump verkündete am Sonntag auf Twitter, der bisherige Vize-Verteidigungsminister, Patrick Shanahan, werde ab 1. Januar die Führung des Ressorts übernehmen.

Mattis hatte eigentlich erst Ende Februar abtreten wollen, um den Übergang geordnet zu regeln. Dann hätte er noch an der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar im Amt teilgenommen. Er hatte seinen Rückzug kurz nach Trumps Entscheidung für einen Truppenabzug aus Syrien angekündigt.

Trump hatte vergangene Woche angekündigt, alle 2000 US-Soldaten aus Syrien abzuziehen – mit der Begründung, die Terrormiliz IS sei dort besiegt. Der Entschluss stieß national wie international auf großes Unverständnis. Am Sonntag kritisierte auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron den Schritt und mahnte: „Ein Verbündeter ist es sich schuldig, verlässlich zu sein.“

Trump soll die Entscheidung gegen den Rat wichtiger Kabinettsmitglieder gefasst haben, auch gegen den Rat von Mattis. Experten mahnen, der IS sei keineswegs besiegt und ein Abzug habe fatale Folgen. Auch in Trumps eigener Partei löste der Entschluss Empörung und Besorgnis aus.

Kurz nach der Entscheidung hatte Mattis erklärt, er werde Ende Februar seinen Posten räumen. In einem veröffentlichten Schreiben an Trump begründete er dies mit inhaltlichen Meinungsverschiedenheiten – unter anderem wegen Trumps Kurs gegenüber Verbündeten. Internationale Partner müssten mit Respekt behandelt werden, mahnte er.

US-Medien berichteten, Trump habe sich sehr über diese öffentliche Protestbekundung geärgert. Am Samstag äußerte sich Trump erstmals öffentlich zu Mattis Rückzug und reagierte für seine Verhältnisse vergleichsweise zurückhaltend auf Mattis’ Frontalangriff. Ex-Präsident Barack Obama habe Mattis damals gefeuert, schrieb Trump. „Ich habe ihm eine zweite Chance gegeben.“ Er sprach mit Blick auf Mattis von einer „interessanten Beziehung“ und widersprach dessen Kritik. „Verbündete sind sehr wichtig, aber nicht, wenn sie die USA ausnutzen“, schrieb Trump.

Mit der vorzeitigen Ablösung Mattis’ setzte Trump aber ein deutliches Zeichen gegen den Minister. Nachfolger Shanahan war früher Manager bei dem Luftfahrtkonzern Boeing und wurde 2017 Vize-Verteidigungsminister. Trump beschrieb ihn als „sehr talentiert“.

Er beklagte sich auch bitterlich über die Kritik an seiner Syrien-Entscheidung. Andere wären für einen solchen Beschluss als Helden gefeiert worden, er dagegen werde von den Medien schwer dafür gerügt. Zugleich änderte Trump nach der Kritikwelle seine Wortwahl mit Blick auf den IS und schrieb nun, der IS sei „weitgehend“ besiegt. Andere Länder in der Region, darunter die Türkei, könnten nun problemlos mit dem fertig werden, was noch von der Terrororganisation übrig sei. Zuvor hatte Trump mehrfach erklärt, der IS sei in Syrien komplett besiegt.

Der Präsident mühte sich, den Eindruck zu zerstreuen, der Entschluss komme überstürzt, unüberlegt und unvorbereitet. Am Sonntag schrieb er bei Twitter, er habe soeben mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan über den „langsamen und hoch koordinierten“ Abzug von US-Soldaten aus Syrien gesprochen. CHRISTIANE JACKE

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