Washington – Es war eine besondere Botschaft, die Donald Trump an Heiligabend hinaus in die Welt twitterte. „Ich bin ganz allein (ich Armer) im Weißen Haus“, schrieb der mächtigste Mann der Welt da. Er warte darauf, dass die Demokraten zurückkämen und einem Deal zur Grenzsicherung zustimmten.
Donald Trump allein zu Haus? Das mag zum Repertoire des Trump’schen Humors gehören. Doch das Gefühl von – zumindest politischer – Vereinsamung scheint bei ihm berechtigt zu sein. Denn das Jahr geht für Trump auf denkbar ungeschmeidige Weise zu Ende.
Trump hat sich in einem erbitterten Streit mit den Demokraten verzettelt. Er weigerte sich, ein Haushaltsgesetz zu unterzeichnen, wenn ihm der Kongress nicht Milliarden für den Bau einer Grenzmauer zu Mexiko gibt. Die hat er seinen Anhängern lange versprochen. Doch die Demokraten sperrten sich. Der Haushalt für mehrere Ministerien und deren untergeordnete Behörden ist nun blockiert, ein Viertel des Regierungsapparats steht seit Tagen still, hunderttausende Regierungsbedienstete sind zum Zwangsurlaub verdammt oder müssen vorerst ohne Gehalt arbeiten. Gewerkschafter schäumen bereits. Bald könnte der Groll der Bürger hinzukommen, wenn diese vor geschlossenen Museen oder Ämtern stehen und ihre Anträge nicht bearbeitet werden.
Und: Der „Shutdown“ zieht Kreise. Aktienkurse sind in den Keller gerauscht, an den Märkten geht die große Verunsicherung um. Beruhigungsversuche von US-Finanzminister Steven Mnuchin gingen nach hinten los. Auch Trumps Angriffe auf die US-Notenbank Fed und deren Chef Jerome Powell entpuppten sich als wenig hilfreich. Analysten befürchten, dass der Dezember an der Wall Street der schlechteste Börsenmonat seit Anfang der 1930er-Jahre werden könnte.
Das ist für Trump bitter, weil er bisher auch inmitten größter Turbulenzen mit dem Verweis auf eine boomende Wirtschaft punkten konnte. Vieles verzeihen die Bürger, solange es wirtschaftlich gut läuft im Land. Ändert sich das, bekommt Trump ein Problem.
Auch sonst verliefen die vergangenen Tage für den Präsidenten wenig erfreulich: Das Echo auf Trumps Entscheidung zum Truppenabzug aus Syrien und die Berichte über ähnliche Pläne für Afghanistan waren verheerend. Auch in der eigenen Partei wächst der Unmut über den Präsidenten. Mehrere Topleute aus seinem Kabinett und seiner Administration haben deshalb ihren Rückzug angekündigt. Darunter der angesehene Verteidigungsminister James Mattis, den viele als letzte Stimme der Vernunft in der Regierung sahen.
Neben seinem Einsamkeits-Tweet nutzte der Präsident die zusätzliche Zeit im Weißen Haus auch sonst, um per Twitter Frust abzulassen und auszuteilen: gegen die Demokraten (fehlgeleitet), gegen die Medien (verlogen), gegen die US-Notenbank (unfähig), gegen Mattis (auf falschem Kurs unterwegs) und gegen den US-Sondergesandten für die Anti-IS-Koalition, Brett McGurk (wichtigtuerisch), der aus Protest gegen die Syrien-Entscheidung ebenfalls seinen Rücktritt erklärt hat.
Auffallend ist, wer gut wegkam bei der Twitter-Serie der vergangenen Tage: das saudische Königshaus, Nordkoreas Diktator Kim Jong Un und der türkische Präsident Erdogan, von dem Trump pünktlich zu Weihnachten eine Einladung für einen Türkei-Besuch im nächsten Jahr bekommen hat.
Noch im alten Jahr ging es für Trump auf eine unangekündigte Reise: Am zweiten Weihnachtsfeiertag trafen der Präsident und seine Frau zum überraschenden Truppenbesuch im Irak ein. Erstmals seit seinem Amtsantritt besuchte er ein Kampfgebiet – und erklärte angesichts des Truppenabzugs aus Syrien, die USA können nicht weiter „der Weltpolizist sein“.